Gemeinsam appellieren sie an die Handwerksunternehmen in der Region, weiterhin Ausbildungsplätze anzubieten und Lehrstellen, die aufgrund von Insolvenzen gefährdet sind, durch Übernahmen zu sichern. „Auch die Ausbildungsplätze der Jugendlichen, deren Ausbildungsbetriebe sich noch in der Kurzarbeit befinden, gilt es zu sichern, indem man z.B. die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Kurzarbeit auch für Auszubildende prüft oder über die Möglichkeit der Verbundausbildung oder eine Ausbildungsprämie nachdenkt“, wiederholt Nicolai-Koß die Forderungen, die der DGB Region Münsterland bereits im März gemeinsam mit den münsterländischen Kreishandwerkerschaften gestellt hatte und die immer noch aktuell sind.
„Viele Handwerksbetriebe sind von der Corona-Krise mittel- und unmittelbar getroffen. Deshalb ist zu befürchten, dass die Auswirkungen der Pandemie die Betriebe vor neuen Herausforderungen stellen werden“, so Tischner von der KH, in deren Einzugsbereich rund 5.000 Handwerksunternehmen tätig sind. Die beschlossene Ausbildungsprämie ist für ihn ein probates Mittel zur Sicherung des Ausbildungsengagements, aber nicht die Lösung des Problems für die durchaus ausbildungsbereiten Handwerksbetriebe, angebotene Lehrstellen in den Unternehmen zu besetzen.
Coronabedingt sind viele Möglichkeiten, wo Betriebe und potenzielle Ausbildende in Kontakt kommen können, weggefallen. Es gab keine Schülerpraktika, und Berufsfelderkundungen wie auch lokale oder regionale Berufsmessen konnten nicht stattfinden. Die Bemühungen von Wirtschaft, Politik und den Sozialpartnern sollten deshalb nach Meinung von Kreishandwerkerschaft und DGB darauf gelenkt werden, dass Ausbildungsbetriebe und Auszubildende in spe zusammen kommen und noch zu Beginn des nächsten Ausbildungsjahres Lehrverhältnisse begründet werden. Sie richten deshalb ihren Appell an Betriebe wie auch an die Jugendlichen und deren Eltern, die Sommerferien zu nutzen und durch ein Sommerpraktikum die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk kennenzulernen oder sich gleich über die KH-Kampagne #findyourjob auf kh-st-waf.de für einen dort angebotenen Ausbildungsplatz zu bewerben. „Einige Handwerksunternehmen haben bereits die Chance erkannt, mit Praktikumsangeboten und Schnupperaktionen Alternativen für die ausgefallenen Ferienfreizeitangebote zu schaffen und für eine Ausbildung zu werben“, berichtet Frank Tischner.
Gemeinsames Ziel von KH und DGB ist es, so die gemeinsame Erklärung von Frank Tischner und Volker Nicolai-Koß, dass es zu Beginn des Ausbildungsjahres 2020 / 2021 zu keinen signifikanten Einbrüchen bei den Abschlüssen von Berufsausbildungsverträgen kommt – im Interesse der Jugendlichen und ihrer sicheren beruflichen Zukunft, genauso aber auch für die Handwerksunternehmen, die nach der Überwindung der durch Corona bedingten Krise auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen sein werden.