Begeisterung für Autotechnik ist grenzüberschreitend

Internationales Bildungsprojekt mit Ausbildern aus Pakistan bei der Kreishandwerkerschaft

Dass es im Münsterland keine richtigen Berge gibt, erstaunt die pakistanischen Gäste, die die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf für sechs Wochen in ihren BildungsCentern in Beckum und Rheine schult. Dass stets frisches und sauberes Wasser aus den Wasserhähnen fließt, erfreut Khurrum Sheik und seine Kollegen, und dass es in Deutschland nicht nur Autos gibt, die auf dem neuesten technischen Stand sind, sondern auch von qualifizierten Fachkräften auf diesem Standard gehalten werden, ist der Grund ihres Aufenthaltes bei der Kreishandwerkerschaft.  

Zwölf schulische und betriebliche Kfz-Ausbilder aus Karachi und Lahore in Pakistan nehmen mit Förderung der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) an einer technisch-pädagogischen Weiterbildung teil, mit deren Ausführung die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf von der GIZ beauftragt wurde.  

„Mit dem Pilotprojekt „Germany Pakistan Training Initiative“ soll die Lehrerausbildung in Pakistan zu einer kooperativen Berufsbildung mit einer größeren Einbindung der Wirtschaft weiter entwickelt werden“, erklärt Karin Münstermann, Leiterin von „Berufsbildung International“ bei der Kreishandwerkerschaft (KH). „Dafür steht ganz deutlich das Modell der dualen Berufsausbildung in Deutschland Pate“, ergänzt KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner. „Berufsausbildung ‚Made in Germany‘ ist ja weltweit bekannt und anerkannt wegen der optimalen Verbindung von theoretischen und praktischen Ausbildungsinhalten, aber auch weil die Unternehmen sich aktiv an der Ausbildung beteiligen und Verantwortung übernehmen. Wir als KH mit unserer langjährigen Erfahrung in der Berufsbildungsarbeit und unseren überbetrieblichen Werkstätten für eine moderne Handwerksausbildung sind deshalb der richtige Partner für Ausbilder aus dem Ausland.“

Kfz-Technikermeister Christian Schlieper, Ausbilder in der Kfz-Lehrwerkstatt der KH in Beckum, und Alexander Pelkmann, Student der Fahrzeugtechnik, die an drei Tagen in der Woche den praktischen Teil des Ausbildertrainings durchführen, erleben die Unterschiedlichkeit der Bildungssysteme Pakistans und Deutschlands immer wieder. „In der Theorie sind die Kollegen hervorragend ausgebildet, aber wenn es an die praktische Umsetzung in der Werkstatt geht, merkt man, dass Berufsausbildung in Pakistan in erster Linie schulischer Unterricht ist“, stellt Schlieper fest. Auch in der Berufspädagogik fehlen die Kenntnisse und Methoden, wie man Können und Wissen an den Berufsnachwuchs weitergibt. Hier vermittelt Ingrid Wonsak, zu deren Aufgaben bei der KH unter anderem die Durchführung von Lehrgängen für die Ausbildereignungs- und Meisterprüfung gehört, das notwendige Knowhow. Besuche bei deutschen Autoproduzenten, Kfz-Werkstätten und dem Berufskolleg runden die Fortbildung ab.  

Die Lehrgangsteilnehmer aus Pakistan nehmen alles mit großem Interesse und Lerneifer auf, was ihnen von der KH geboten und vermittelt wird. Ein besonderes Highlight war aber sicherlich die von Christian Schlieper privat organisierte Fahrt in einem technischen Kfz-Wunderwerk mit mehr als 500 PS. Die Begeisterung für Technik ist bei Autoliebhabern eben grenzüberschreitend.  

Karin Münstermann zieht eine erste positive Bilanz. „Trotz Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden verlief die Weiterbildung fachlich wie auch im persönlichen Bereich ohne Probleme. Unsere Mitarbeiter, die die Gäste aus Pakistan auch neben der eigentlichen Schulung immer zur Seite standen, konnten ebenfalls aus der Begegnung lernen“. Und dies kann nur nützlich sein. Denn wenn die Kfz-Ausbilder bald schon ihren Rückflug nach Pakistan antreten, um ein kleines Stück deutsche Berufsausbildung in ihre Heimat mitzunehmen, wartet auf die KH schon der nächste internationale Einsatz in Sachen Berufsbildung.

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Die praktische Ausbildung in der Werkstatt wird in ihrem Heimatland kaum durchgeführt. Bei der KH lernen die Ausbilder aus Pakistan diesen wichtigen Aspekt des deutschen dualen Ausbildungssystems kennen.
Bei dem internationalen Bildungsprojekt lernen beide Seiten, stellen auch die Vertreter der KH fest.