Im Mittelpunkt des regelmäßig gepflegten Informations- und Gedankenaustauschs zwischen der CDU-Landtagsabgeordneten Astrid Birkhahn und Hauptgeschäftsführer Frank Tischner von der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf stand diesmal die Integration der Flüchtlinge. Verbunden mit einem Besuch in der Lehrküche im BildungsCenter Warendorf, wo der Allou Fawas aus Syrien gerade einen Integrationskurs im Berufsfeld „Koch“ absolviert, erläuterte Frank Tischner den Einsatz und das Selbstverständnis der Kreishandwerkerschaft bei dieser dringenden Aufgabe.
So erhalten bereits in beiden BildungsCentern der Kreishandwerkerschaft (KH) in Kreis Warendorf Flüchtlinge mit einer hohen Bleibeerwartung wie Allou Fawas erste Orientierungshilfen für eine Berufsausbildung oder eine Arbeitsaufnahme wenn die rechtlichen Voraussetzungen hierfür geklärt sind. „Das Interesse der Handwerksunternehmen ist durchaus da“, erklärt der KH-Hauptgeschäftsführer, bremst aber zugleich auch eine mögliche zu große Euphorie. „Auch wenn gerade in der Werkstatt-Gemeinschaft der Handwerksunternehmen die Integration gute Chancen hat, müssen erst passende Startbedingungen geschaffen werden.“ Dazu zählt er neben einem auf die Berufs- und Arbeitswelt einbeziehenden intensiven Sprachunterricht auch die Vermittlung mathematischer Kenntnisse. Die Motivation der Flüchtlinge, etwas zu lernen, sei groß, es fehle aber bei vielen noch an den Grundlagen, den beruflichen Einstieg zu schaffen. „Die Arbeit eines Elektrikers in Eritrea ist nun mal kaum mit der Tätigkeit eines Elektronikers in Deutschland zu vergleichen“, verdeutlicht Tischner die Problematik.
Die Einschätzung, dass Sprachbeherrschung eine Schlüsselfunktion hat, teilt er mit der Landtagsabgeordneten. „Sprachkenntnisse sind der Schlüssel zur beruflichen und ebenso zur gesellschaftlichen Integration, denn damit vermittelt man den Flüchtlingen auch immer den notwendigen Einblick in die Kultur und Denkungsweise des Gastgeberlandes“, so Astrid Birkhahn. Sie unterstützt deshalb auch die Forderung ihrer Partei und der Wirtschaft, die Berufsschulpflicht für Flüchtlinge ohne Schulabschluss auf 25 Jahre heraufzusetzen. Sie begrüßt das Engagement der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf, in enger Zusammenarbeit mit der Politik, den Berufskollegs, dem Jobcenter und der Arbeitsagentur Flüchtlingen im Kreis Warendorf eine Perspektive zu geben. „Die gute Vernetzung der Kreishandwerkerschaft mit Bildungspartnern wie auch mit den Unternehmen in der Region ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann“, erklärt Astrid Birkhahn. „Ein funktionierendes Netzwerk, Kompetenz und Erfahrung sind hier notwendig, um auf die Herausforderungen angemessen reagieren zu können. Da geht es nicht um die Vielfalt bei den Bildungsträgern, sondern darum, wie man die Integration am besten und schnellsten schafft.“ Dass ein Sprachkurs von sechs Wochen nicht die schnelle Hilfe bietet, darüber sind sich Astrid Birkhahn und Frank Tischner einig. Es handelt sich ihrer Meinung nach um ein Generationenprojekt. Die Handelnden wie auch die Bevölkerung und die Wirtschaft müssten sich darüber im Klaren sein: „Wir brauchen Zeit.“
Wichtig war den beiden Gesprächspartnern auch festzustellen, dass trotz der intensiven Beschäftigung mit den Flüchtlingen andere Themen weiterhin im Fokus von Politik und Wirtschaft bleiben, und dies betrifft insbesondere auch den Übergang junger Leute von der Schule in den Beruf. Das neue landesweite Übergangssystem „Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA)“ mit den Elementen der Potenzialanalyse und Berufsfelderkundungen für die Schüler in den achten Klassen wird dabei ambivalent beurteilt. Positiv findet KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner, dass nun erstmals alle Schultypen einbezogen werden, nicht so gut findet hingegen die Landespolitikerin Astrid Birkhahn, die unter anderem stellvertretende Vorsitzende des Landtagsausschusses „Schule und Weiterbildung“ ist, dass es keine differenzierten Lösungen für die verschiedenen Schultypen gibt. Grundsätzlich befürworten beide aber, die möglichst frühe Orientierung der Schüler in Richtung Beruf und Ausbildung. „Denn“, so das Fazit von Frank Tischner, „die Gruppe der Flüchtlinge kann nur bedingt den Bedarf des Handwerks an qualifizierten Fachkräften decken. Nach wie vor bauen wir auf die Ausbildung des eigenen Berufsnachwuchses.“