Für Tischner ist das nicht das einzige Handlungsfeld, in das im kommenden Jahr Bewegung kommen muss. „Die oft beschworene Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Ausbildung wird nicht ernst genommen, wenn man ein rabattiertes Deutschland-Ticket für Studierende einführt, die jungen Menschen in der beruflichen Ausbildung dabei aber aus dem Blick verliert“, kritisiert er. Auch mit Blick auf die Erfordernisse der Verkehrswende sei es unabdingbar, noch mehr junge Menschen als Kunden für den ÖPNV zu gewinnen. Hier gilt es aber auch für eine entsprechende Infrastruktur im ÖPNV zu sorgen. „Wir brauchen mehr Schnellbusse, die auch dann fahren, wenn morgens die Ausbildung oder die Überbetrieblichen Lehrgänge beginnen.“ Ebenfalls Handlungsbedarf sieht Frank Tischner bei den Personalkosten in Deutschland: „Die Abgabenlast ist zu hoch, der Faktor Arbeit ist in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern definitiv zu teuer.“
Mit Blick auf die heimische Handwerks-Wirtschaft zeichnet der Hauptgeschäftsführer für auf das kommende Jahr ein differenziertes Bild: „Die lahmende Baukonjunktur wird uns weiter beschäftigen“, ist er überzeugt. Ebenso werde das Handwerk bei seinen Anstrengungen nicht nachlassen, einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele zu setzen. „Dabei hoffen wir allerdings auf verlässliche Rahmenbedingungen“, denkt Tischner doch ungerne zurück an die Verunsicherungen, die die wochenlangen Diskussionen um das Heizungsgesetz für Unternehmen und Kunden gleichermaßen mit sich gebracht hatten.
Trotz solcher Herausforderungen fällt Tischners Bilanz mit Blick auf das Jahr 2023 positiv aus. „Im April haben wir unsere neuen BildungsCenter in Beckum und in Rheine eröffnen können, mit denen wir neue Maßstäbe für die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung im Handwerk setzen. Die modernen Werkstätten sollen den Auszubildenden signalisieren, dass es wichtig ist, was sie tun. Ein modernes und zeitgemäßes Lernumfeld hat etwas mit Wertschätzung für die Ausbildung und die Auszubildenden und somit für die junge Generation zu tun“, unterstreicht Tischner und dankt allen Beteiligten, die zum Gelingen der Modernisierungsprojekte beigetragen haben – von den Gremien der Kreishandwerkerschaft über den ehrenamtlich besetzten Bauausschuss bis hin zu den Fördermittelgebern von Land, Bund und EU. „Ohne die Fördermittel wären die Modernisierungsprojekte nicht möglich gewesen.“ Und das, obwohl die Kreishandwerkerschaft rund zehn Millionen Euro an Eigenmitteln in die Baumaßnahmen in Beckum und Rheine investiert hatte.
Für das heimische Handwerk war es wieder ein Jahr zwischen Beständigkeit und Veränderung, aber auch zwischen geopolitischen Einflüssen und regionaler Verantwortung. Dieses Engagement zu fördern, die Betriebe zu unterstützen und die Region zu stärken, angefangen vom Kindergarten bis in die Bundesministerien in Berlin, zeigt die Vielseitigkeit der Kreishandwerkerschaft, die es auch im neuen Jahr weiter auszubauen und zu festigen gilt. „Wir freuen uns auf die Herausforderungen der Zukunft, denn „gestalten“ statt „verwalten“ ist das Motto des heimischen Handwerks“, so der Hauptgeschäftsführer.