„Weitere 39 Prozent beurteilen ihre Perspektiven als gleichbleibend“, so der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. „Das bedeutet aber auch, dass über ein Drittel der Unternehmen ihre wirtschaftliche Perspektive als negativ oder sogar sehr negativ bewerten.“ Die anhaltende Krise im Baubereich ist für Tischner ein Grund dafür: „Auch die nachgelagerten Gewerke leiden unter der schlechten Baukonjunktur. In Häusern, die nicht gebaut werden, wird auch keine Heizung installiert und keine Wände gestrichen.“ Eine weitere Herausforderung (nicht nur) für das heimische Handwerk bleiben auch die stetig steigenden bürokratischen Belastungen. Gleich zehn DIN A4-Seiten umfasst die Sammlung an Bürokratie-Beispielen, um die Tischner die Mitgliedsbetriebe im Rahmen der Konjunkturumfrage gebeten hatte. So verwundert es nicht, dass 45% der Unternehmen die zunehmenden bürokratischen Anforderungen als größtes Hemmnis für ihre wirtschaftliche Entwicklung sehen – weitere Problemfelder sind der Fachkräftebedarf (24%) und Auftragsmangel (21%).
In die verhalten positive Zukunftsperspektive passt die Bereitschaft des heimi-schen Handwerks, sich weiterhin aktiv um die Ausbildung von Berufsnachwuchs zu kümmern. „Die Zahl der Ausbildungsverträge steigt“, sagt Tischner und freut sich mit den Ausbildungsbetrieben über eine gestiegene Wertschätzung fürs Handwerk. „Wir erleben immer wieder, dass junge Menschen, die ein Praktikum in einem unserer Betreibe absolvieren, begeistert davon sind, wenn sie erleben, was sie im Laufe eines Tages geschafft haben“, sagt der Hauptgeschäftsführer. „Gleichzeitig sind Praktika eine wertvolle und wichtige Möglichkeit, in verschiedene Berufsfelder hineinzuschnuppern und auszuprobieren, ob der mögliche Traumberuf dem Realitätscheck standhält. So können Ausbildungsabbrüche, die für beide Seiten ärgerlich sind, reduziert werden.“ Mit der eigenen Praktikums- und Ausbildungsplatzbörse auf www.ausbildung-handwerk.net unterstützt die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf die Jugendlichen bei der Suche nach einem Praktikums- oder Ausbildungsplatz in ihrer Nähe. Und auch ein „freiwilliges Handwerksjahr“ will die Kreishandwerkerschaft unterstützen: „Es gibt erfolgreiche Pilotprojekte.“
Darüber hinaus engagiert sich die KH zusammen mit 40 Partnern aus der gesamten Region in der Initiative „Inklusion Münsterland“, die Menschen mit Behinderungen den Weg auf den Arbeitsmarkt erleichtern soll. Weiteres Handlungsfeld ist die internationale Bildungszusammenarbeit mit einem Pilotprojekt zur Fachkräfteeinwanderung aus Jordanien sowie mit Berufsbildungspartnerschaften in Südafrika, Jordanien und Mosambik.