Ein freiwilliges Handwerksjahr bietet Jugendlichen Chancen

Das Präsidium des Landesverbandes der Kreishandwerkerschaften spricht sich für die Einführung des freiwilligen Handwerksjahres in NRW aus.

Wie soll es nach der Schule weitergehen? Auf diese Frage wissen immer mehr Jugendliche keine konkrete Antwort. „Ein Grund dafür ist, dass Schülerinnen und Schüler während ihrer Schulzeit viel zu selten mit der Berufswelt in Kontakt kommen“, bedauert Frank Tischner, Präsidiumsmitglied des Landesverbandes der Kreishandwerkerschaften in NRW und Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf. „Wir wissen, dass rund 70 Prozent aller Auszubildenden über ein Praktikum zu ihrer Ausbildung gefunden haben.“

Ergänzend zu verpflichtenden und freiwilligen Praktika ist im Schleswig-Holstein ein interessantes Projekt entstanden, das Vorbild sein kann auch für Nordrhein-Westfalen: Das freiwillige Handwerksjahr. „Analog zu einem freiwilligen sozialen Jahr haben Jugendliche hier nach dem Abschluss der Schule die Möglichkeit, Handwerksberufe näher kennenzulernen.“ Erste Erfahrungen bei der Handwerkskammer Lübeck, in deren Einzugsgebiet das „freiwillige Handwerksjahr“ gestartet ist, seien ausgesprochen positiv, berichtet Landesverbands-Geschäftsführer Ulrich Müller. Rund 150 Betriebe und über 80 Ju-gendliche hätten sich gemeldet, mit Förderung des Schleswig-Holsteinischen Instituts für berufliche Bildung seien zunächst 25 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 25 Jahren in ein freiwilliges Handwerksjahr gestartet. Neben wertvollen Berufserfahrungen und der Erkenntnis, ob ein gewähltes Berufsfeld auch für eine spätere Ausbildung in Frage kommt, gibt es beim freiwilligen Handwerksjahr in Schleswig-Holstein monatlich 450 Euro Aufwandsentschädigung.

„Ein solches freiwilliges Handwerksjahr, angelehnt an die Regelungen eines freiwilligen sozialen Jahres wünschen wir uns auch in NRW“, macht das Präsidium des Landesverbandes der Kreishandwerkerschaften deutlich. „Wir werden in den Dialog mit der Politik den Handwerkskammern gehen, um das Projekt voranzutreiben.“ Insbesondere von der Politik benötigt das Handwerk Unterstützung. „Wir brauchen Rechtssicherheit in Punkten wie Mindestvergütung, Kettenverleih, also Ausbildung in unterschiedlichen Unternehmen, und Befreiung von der Schul- oder Berufsschulpflicht während eines freiwilligen Handwerksjahres.“

zurück
Handwerksberufe näher kennenlernen und Praxiserfahrungen in der Berufswelt sammeln: Das soll beim freiwilligen Handwerksjahr möglich werden. Das Präsidium des Landesverbandes der Kreishandwerkerschaften hofft darauf, dass ein freiwilliges Handwerksjahr auch in NRW Realität wird.