Einerseits steht bei nicht angepassten Löhnen eine Senkung des Realeinkommens der Arbeitnehmerschaft im Raum, andererseits kann das größtenteils personalintensiv arbeitende Handwerk steigende Arbeitskosten nur durch die Erhöhung der Preise kompensieren. „Es droht eine Lohn-Preis-Spirale, die die Inflation verstärkt und bei der letztendlich alle die Verlierer sind. Denn was nützt eine Lohnerhöhung, wenn diese wieder durch gestiegene Preise aufgefressen wird“, umreißt Nicolai-Koß die derzeitige Situation. Er ist sich mit Frank Tischner einig, dass der Kostenfaktor Arbeit stabil gehalten werden muss und anderweitige Lösungen zu suchen sind, beispielsweise bei der Besteuerung. Auch eine Entlastung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor allem bei den Mobilitätskosten muss effektiv und kurzfristig durch den Staat sichergestellt werden. „Es ist auch im Interesse des Handwerks, die Konsumkraft der Kunden zu sichern“, erklärt Tischner von der Kreishandwerkerschaft, in deren Bereich rund 8.200 Handwerksunternehmen mit über 60.000 Beschäftigten tätig sind. Er ist sich aber mit Nicolai-Koß auch leider darüber einig, dass die Zeiten des Wohlstands wohl erst einmal vorüber sind. Die Störung der Lieferketten durch die Pandemie wie auch der kriegerische Angriff Russland auf die Ukraine und die notwendigen Reaktionen darauf werden ihrer Einschätzung nach weitreichende Auswirkungen haben. „Wir müssen wohl erst einmal den Gürtel enger schnallen“, so die Befürchtung von DGB und Handwerk.
Als Arbeitgebervertreter des Handwerks warnt Tischner aber davor, bei den Löhnen voll auf die Bremse zu treten. „Wir stehen in einem harten Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte und den Berufsnachwuchs, da muss man etwas bieten können – aber nicht nur Geld, sondern auch Zukunftsperspektiven.“ Eine Ausbildung im Handwerk könne dies leisten, erklärt Tischner und verweist auf die von der Kreishandwerkerschaft durchgeführte Ausbildungsaktion, die auch vom DGB – wie bereits im vergangenen Jahr – unterstützt wird. Informationen zu der Ausbildungsaktion und zu freien Ausbildungsplätzen unter www.ausbildung-handwerk.net