Die Kreishandwerkerschaft hatte die Vertreter der Berufskollegs beider Kreise nicht zuletzt deshalb in ihr BildungsCenter in Warendorf eingeladen, um nach der Neuorganisation die inhaltliche Ausrichtung der Berufsbildungsarbeit vorzustellen und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erörtern.
„Für die Ausbildungsbetriebe im Handwerk, die in einem starken Spannungsfeld zwischen Nachwuchsmangel, teilweise fehlender Ausbildungsfähigkeit der Jugendlichen und steigenden Anforderungen in der Berufsausbildung stehen, müssen wir gemeinschaftlich wirkungsvolle Unterstützung anbieten“, meinte Hauptgeschäftsführer Frank Tischner von der Kreishandwerkerschaft und begrüßte deshalb die in dem Gespräch bekundete Kooperationsbereitschaft der Oberstudiendirektoren.
Die Probleme und Herausforderungen der dualen handwerklichen Berufsausbildung in den ländlich strukturierten Kreisen wurden ausgiebig erörtert, denn zurückgehende Ausbildungszahlen bedrohen die an den Berufskollegs in den Kreisen bestehenden Fachklassen. „Der Wegfall eines ausbildungsortsnahen Schulangebotes beeinträchtigt die Attraktivität einer Handwerkslehre bei den heimischen Unternehmen“ befürchtet Geschäftsführer Günter Schrade, zuständig für den Geschäftsbereich Bildung bei der Kreishandwerkerschaft, und appelliert deshalb auch an die Ausbildungsbetriebe, im eigenen Interesse bei den Auszubildenden auf die Wahl der Kreis-Berufsschulen hinzuwirken. Auch das Thema „Berufsschulpflicht“ wurde intensiv erörtert. Die Betriebe sollten den Besuch der Berufsschule mehr als Chance denn als notwendiges Übel sehen, meinten die Vertreter der Berufskollegs.
Ein Mehr an Qualifizierung während der Lehre, vor allem für Auszubildende im Handwerk mit höheren Schulabschlüssen, ist in jedem Fall sinnvoll und wünschenswert, um auch leistungsstarke Nachwuchskräfte für das Handwerk zu gewinnen - darin waren sich alle einig. Die in Kooperation zwischen Handwerk und den Berufskollegs bereits mit viel Erfolg angebotene Zusatzausbildung „Europaassistent im Handwerk“ für Auszubildende mit der (Fach-) Hochschulreife ist dabei ein wichtiger Baustein, dem weitere folgen könnten.