Ob bei einem Termin mit dem Bundestagsabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Jan-Niclas Gesenhues, im Unternehmen Beermann in Hörstel oder mit der CDU-Abgeordneten Anja Karliczek in der Bäckerei Remke in Recke – die Aussagen der betroffenen Handwerksunternehmerinnen und -unternehmer sind branchenübergreifend dieselben: „Wir wissen bei den explodierenden Energiepreisen nicht mehr weiter. Die Existenz der Unternehmen und der dortigen Arbeitsplätze und damit auch die Versorgung der Bevölkerung sind akut gefährdet.“
„Es gibt mehrere Gründe für die Krisenstimmung im Handwerk“, erläutert KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner, der die Treffen initiiert hatte und erinnert an die seit der Pandemie bestehenden Störungen der Lieferketten, steigende Materialkosten und Inflation. „Solange auf der Verbraucherseite noch Konsumbereitschaft und in der Wirtschaft Investitionsbereitschaft vorhanden war, war das Problem für das Handwerk noch handhabbar. Doch jetzt herrscht auch bei den Kunden eine große Verunsicherung, denn auch diese sind durch die Energiekosten, deren Anstieg noch gar nicht absehbar ist, stark belastet.
Für die Betriebe im Bäckerhandwerkdabei im Mittel um 62 Prozent angestiegen. Besonders hoch fallen die Kostensteigerungen dabei mit 96 bzw. 84 Prozent in den Lebensmittel-Handwerken aus.
Wobei hier die Preiserhöhungen mit durchschnittlich 70 Prozent sogar noch einmal höher ausfallen als bei den Energiekosten insgesamt. Im Lebensmittelhandwerk sind bereits 14 % der antwortenden Betriebe von Vertragskündigungen der Energieversorger betroffen. Zugleich führen die angekündigten Preiserhöhungen bei den Lebensmittelbetrieben zu durchschnittlichen Preisanstiegen von 115 Prozent. Bei der Bäckerei Remke sind die Steigerungen weitaus höher. So berichten die Inhaber Andreas und Michael Remke: "Seit dem Ukraine-Krieg verzeichnen wir hier Strom- und Gaspreissteigerungen von bis zu 400 Prozent." Diese gestiegenen Kosten seien trotz großer Wertschätzung der Kunden für das regionale Handwerk und bereits durchgeführter Energiesparmaßnahmen in dem Betrieb nur sehr schwer oder gar nicht am Markt umzusetzen. Musste der Betrieb in der Vergangenheit im Jahr 400.000 Euro an Energiekosten zahlen, seien es aktuell 1,2 Millionen Euro. "Das halten wir nicht durch", so der verzweifelte Appell der Handwerksunternehmer. „Das Handwerk muss sich einem grundlegenden Anpassungsprozess unterziehen, doch der wird Jahre dauern. Deshalb brauchen die Betriebe schnelle und Hilfe, zum Beispiel durch die Deckelung der Energiepreise“ fordert KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner. Und das sich auch die Botschaft der Innungsvertreter an die heimischen Bundespolitiker:innen.