Das Handwerk als Ganzes sei verhältnismäßig gut durch das Corona-Krisenjahr 2020 gekommen, wie KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner und die beiden KH-Geschäftsführer Reinhard Kipp und Günter Schrade einstimmig resümieren. Je nach Branche seien die Unternehmen jedoch unterschiedlich betroffen – abhängig davon, ob und wie im vergangenen Jahr gearbeitet werden konnte.
„Das Handwerk in der Region war im von Corona geprägten Jahr 2020 ein wesentlicher Stabilitätsanker für den Arbeitsmarkt, für die Wirtschaftsentwicklung und das Steueraufkommen. Da es nicht DAS eine Handwerk gibt, sehen wir viele Gewerke, die weiterhin stabil und auch mit Blick auf die Arbeitnehmer:innen zukunftssicher laufen – gleichzeitig sehen wir die Unternehmen in den Dienstleistungs- und Ernährungsberufen, die aufgrund der Lockdownmaßnahmen in ihrer Existenz gefährdet sind, insbesondere das Friseurhandwerk“, berichtet KH-Hauptgeschäftführer Tischner. Negativen Folgen für das Image, wie unattraktive Betriebsnachfolge und Existenzgründung in diesen Gewerken, müsse entgegengewirkt werden.
Selbst durch die wochenlange Schließung ihrer BildungsCenter von Corona betroffen, blieb die KH dennoch wichtige und stets erreichbare Ansprechpartnerin für die Innungsbetriebe. Sei es telefonisch, mit einem Telefon-Notdienst auch außerhalb der Geschäftszeiten, mit speziellen Info-Seiten auf der Homepage oder mit einer Vielzahl ständig aktualisierter Info-Schreiben – die KH und ihre Mitarbeiter:innen standen Unternehmer:innen in Zeiten der Verunsicherung zur Seite. „Viele Betriebe haben gemerkt, wie wichtig die Mitgliedschaft zur Innung und zur KH für sie ist“, freut sich Tischner über die breite Zustimmung.
Einen größeren coronabedingten Stellenabbau habe es bei den Innungsbetrieben im Jahr 2020 nicht gegeben. Was jedoch allgegenwärtig bleibe, sei der Mangel an Fachkräften, weshalb weiterhin auf die duale betriebliche Berufsausbildung gesetzt werden müsse, erklärt Geschäftsführer Günter Schrade. Zwar gab es in 2020 einen Rückgang der neu eingetragenen Berufsausbildungen, aber mit einem Minus im Kreis Steinfurt von 2,5 % und im Kreis Warendorf von 4,3 % liegt dieser Rückgang deutlich unter dem im Land NRW mit 10 %. „Wir konnten alle Prüfungen erfolgreich durchführen und dank umfangreicher Schutzmaßnahmen und organisatorischer Anstrengungen alle Prüflinge, Ausbilder:innen und die ehrenamtlich tätigen Prüfungsausschussmitglieder sicher durch die Gesellen- und Abschlussprüfungen bringen.“ Die Erfolgsquote der Sommerprüfungen 2020 wie jetzt auch im Januar 2021 sei vergleichbar mit denen in der Vor-Corona-Zeit. „Auch für 2021 hat das Thema Ausbildung hat bei der KH weiterhin hohe Priorität. Es geht vor allem darum, die Ausbildungsstellen im Handwerk zum 1.8.2021 zu besetzen, damit das Handwerk mit gut ausgebildeten Fachkräften zukunftsfähig bleibt. Aufgrund fehlender Orientierungsangebote für die Jugendlichen nach einem Jahr Corona könnte dies möglicherweise schwieriger werden“, befürchtet Schrade.
Für die Stärkung der Ausbildung investiert die KH selbst und modernisiert ihre BildungsCenter in Rheine und Beckum mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.. Die Investition beläuft sich je Standort auf rund 13 Mio. Euro. „Die Modernisierungsmaßnahmen unserer BildungsCenter schreiten sehr gut voran“, berichtete Geschäftsführer Reinhard Kipp. Der Abschluss der gesamten Baumaßnahmen ist für Ende 2022 vorgesehen. Dann stehen dem handwerklichen Berufsnachwuchs moderne Berufsbildungsstätten zur Verfügung, die die Attraktivität einer dualen betrieblichen Ausbildung erhöhen werden.
„Trotz Corona dürfen wir die vielen anderen wichtigen Themen nicht aus dem Blick verlieren“, betont Tischner und verweist auf die vielen Projekte, die das Jahr 2021 der KH prägen werden. Mit der Anfang des Jahres angelaufenen Kampagne zum Bürokratieabbau unter dem Motto #einfachmachen möchte die KH – nicht zuletzt mit Blick auf die Bundestagswahlen in diesem Jahr - konstruktiv auf Missstände aufmerksam machen, um gemeinsam mit Politik und Partnern aus Wirtschaft und Verwaltung praktikable Lösungen für das Handwerk zu finden.
Die allgegenwärtigen Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung stellen nicht nur die Handwerksunternehmen und die Kreishandwerkerschaft vor zukunftsweisenden Aufgaben, auch in den ab 1. August geltenden neuen Ausbildungsverordnungen werden sie verbindlicher Bestandteil der dualen Berufsausbildung.
Auch die KH wird ihr Engagement in diesen Bereichen sowie auf Social Media weiterhin fortführen – mit ihren ganz eigenen und erfolgreichen Formaten von „Find your Job“ mit #Craftface Sarah über Mums‘ Day bis hin zur aktuellen Aktion „Praktikum 2021“.
Ebenso wichtig wie die regionalen Maßnahmen ist der KH die Fortführung ihrer internationalen Bildungsprojekte in Südafrika, Mosambik und Jordanien, die auch 2021 weiter im Blick behalten und nicht aufgrund von Corona fallen gelassen werden. Denn für ein Handwerk mit Zukunft ist auch der internationale Bildungsaustausch, z. B. mit Blick auf erneuerbare Energien unerlässlich, sagt Tischner.