„Die blaue Umwelt-Plakette ist nicht durchdacht und wird den Handwerksunternehmen Kosten und Schwierigkeiten verursachen“, kritisiert Hauptgeschäftsführer Frank Tischner von der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf den Beschluss der Umweltministerkonferenz, eine Euro-6-Plakette, erkennbar durch die Farbe Blau, spätestens zum Anfang nächsten Jahres einzuführen. Vor allem Diesel-Fahrzeuge wären davon betroffen.
„Vor dem Hintergrund anhaltend hoher Stickoxidbelastung in zahlreichen deutschen Städten und Ballungsgebieten ist die Überlegung, stark umweltverschmutzende Autos aus den Innenstädten zu verbannen, nachvollziehbar“, gibt Tischner gerne zu, sieht aber mit der Einführung der blauen Umwelt-Plakette den falschen Lösungsansatz. Rund 13 Millionen Diesel-Fahrzeuge blieben bei der Einrichtung von blauen Umweltzonen ausgesperrt.
Für Handwerksunternehmen hat die blaue Umweltplakette nach Einschätzung der Kreishandwerkerschaft erhebliche Kostenfolgen. „Die Neuanschaffung von Fahrzeugen oder – wenn überhaupt möglich - Umrüstungen wären für viele Betriebe zwingend, um Aufträge in den neuen Zonen erledigen zu können. Der Einsatz solcher Fahrzeuge im Handwerk ist aber durch vergleichsweise geringe Fahr-, aber hohe Standzeiten geprägt. Hier werden wirtschaftlich nicht sinnvolle Investitionen ‚erzwungen‘, die viele Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen würden“, kritisiert Tischner, der für die Handwerksunternehmen nur die theoretische Alternative sieht, keine Aufträge mehr in blauen Umweltzonen anzunehmen. „Dies ist aber weder für die Handwerker noch für die Kunden, die eine Handwerksleistung benötigen, akzeptabel.“
Hinzu kommt, dass das Angebot von Nutzfahrzeugen, die die EURO-6-Norm erfüllen, überschaubar ist und 50 % der Lkw im Bauhauptgewerbe jünger als 5 Jahre sind. Vor allem erbost den KH-Hauptgeschäftsführer, dass vor noch gar nicht allzu langer Zeit die Politik Unternehmen und Verbraucher zum Kauf von (Diesel-)Fahrzeugen aufgefordert hat, die der EURO-5-Norm entsprechen. Dies wurde von vielen aufgegriffen, nicht zuletzt in der Annahme, dass damit eine wirtschaftliche und umweltbezogene Investition getätigt wurde. Er fordert die Politik auf, Übergangsfristen und Ausnahmeregelungen mit aufzunehmen, die die besondere Situation des Handwerks berücksichtigen. „Schließlich verursacht ein Handwerker-Auto, das zur Baustelle in die Innenstadt fährt und dort den ganzen Tag steht, weitaus weniger Schadstoffe als Taxen, Busse oder Lieferdienste, selbst wenn diese Fahrzeuge schon der EURO-6-Norm entsprechen.“