Auch die fünfte CDU-Zukunftswerkstatt zur Energiewende stieß auf großes Interesse. So fanden sich in der vergangenen Woche rund fünfzig Interessierte in der Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft in Rheine ein. „Der ideale Veranstaltungsort, denn die Energiewende ist ohne das Handwerk undenkbar“, stellte Christina Schulze Föcking zur Begrüßung fest. Dabei konnte die CDU-Kreisvorsitzende mit Anja Karliczek, Frank Tischner und Paul Laukötter drei Referenten gewinnen, die das Thema „Energieeffizienz steigern und Energiebedarf in Wohngebäuden senken“, aus unterschiedlichen Blickpunkten angingen.
Anja Karliczek, die bei der Bundestagswahl im September im Wahlkreis Steinfurt III als Direktkandidatin für die CDU an den Start geht, stellte zu Beginn die Bedeutung von Energieeffizienz für die heimische Wirtschaft heraus. „Vor dem Hintergrund steigender Preise für Energie müssen die Betriebe ihren Verbrauch im Griff halten“, erklärte die Bundestagskandidatin, die einen Hotelbetrieb in Tecklenburg-Brochterbeck leitet. Daher seien energetische Sanierung und Investitionen in Energieeffizienz für viele Betriebe schon heute unverzichtbar, um weiter wirtschaftlich arbeiten und produzieren zu können. „Es gibt eine hohe Bereitschaft, Verbräuche zu reduzieren und CO2 einzusparen. Die Politik muss die Voraussetzungen hierfür weiter verbessern“, so die engagierte Bundestagskandidatin.
Ganz praktische und alltagstaugliche Hinweise lieferte der Energieberater Paul Laukötter. Er hatte seinen Vortrag unter das Motto „Effizienter Energieeinsatz in Gebäuden senkt Kosten und steigert den Immobilienwert“ gestellt, und präsentierte den Anwesenden anschaulich, wie Einsparpotentiale durch effiziente Sanierungsmaßnahmen erzielt werden können. „Insbesondere hob Laukötter, der auch Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung Steinfurt und Vizepräsident des Bundesverbandes Farbe-Gestaltung-Bautenschutz ist, den großen Energieverbrauch für Raumwärme hervor. In den privaten Haushalten entfallen 72 % des Energieverbrauchs allein auf diesen Bereich (13% Warmwasser, 15 % Elektrogeräte und Beleuchtung). „Der Energieverbrauch der Heizung wird oftmals unterschätzt“, so Laukötter. Um die gesteckten klimapolitischen Ziele zu erreichen, gelte es, den Energiebedarf für Heizung und Klimatisierung von Gebäuden zu reduzieren, ist Laukötter überzeugt.
Als starker Vertreter des Handwerks präsentierte sich der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf. Frank Tischner, der seit September 2011 die Interessen der Handwerksbetriebe im Kreis Steinfurt und Warendorf vertritt, ließ es sich nicht nehmen, die Bedeutung des Handwerks für die Region herauszustellen. So konnte er von rund 3,5 Mrd. Euro Jahresumsatz berichten, die im Jahr 2011 im Kreis Steinfurt durch die 4.848 Handwerksunternehmen mit 32.081 Beschäftigten erwirtschaftet werden konnten. Dass den Handwerksbetrieben auch für das Gelingen der Energiewende eine zentrale Rolle zukommt, machte Tischner an vier Handlungsfeldern deutlich. Bezogen auf die Unterstützung der kommunalen Klimaschutzaktivitäten durch das örtliche Handwerk verwies er auf die Fülle von Aktivitäten der Handwerksunternehmen, die von Beratungsangeboten über Tage offener Tür bis hin zur landesweiten Entwicklung von Masterplänen für die Energiewende reichen. „Das Handwerk versteht sich als zentraler Akteur in der Energiewende. Neue Dienstleistungspakete und Engagement in den Innungen zeigen das hohe Verantwortungsbewusstsein der örtlichen Unternehmerschaft“, erklärte Tischner. Er lobte in diesem Zusammenhang Initiativen wie Haus im Glück“ oder auch das Solarpotentialkataster, durch welche der Kreis Steinfurt für die Energiewende beispielgebend werde. „Hier im Kreis geht man den Weg gemeinsam“, würdigte Tischner die Zusammenarbeit der verschiedenen Partner.
Als weiteres Handlungsfeld des Handwerks ging der engagierte Hauptgeschäftsführer auf die betriebliche Optimierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs ein. Bei den Unternehmen bestehe eine hohe Bereitschaft, Verbräuche zu reduzieren und CO2 einzusparen, erklärte Tischner und forderte eine bessere Unterstützung ein. „Damit aus grundsätzlicher Bereitschaft auch konkretes Handeln wird, müssen die Beratungsangebote für Handwerksbetriebe noch stärker auf die konkreten betrieblichen Bedürfnisse ausgerichtet und beworben werden“, so der Hauptgeschäftsführer.
Die Politik sieht Tischner bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Klimaschutzmaßnahmen in der Pflicht. „Das Engagement in den Kommunen und Regionen muss durch weitere Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene eine Ergänzung erfahren“, forderte Tischner. Insbesondere die Anreizinstrumente für Sanierungen gelte es zu verbessern. „Auf den ersten Blick ist die neue Couchgarnitur immer schöner als die Solaranlage auf dem Dach“, so der Hauptgeschäftsführer. Der 43jährige erinnerte in diesem Zusammenhang an die Forderung des Handwerks nach einer steuerlichen Förderung der energetischen Sanierung „Es ist bedauerlich“, so Tischner, „dass man hierüber keine Einigung gefunden und man sich als Anreiznur zur Aufstockung des staatlichen KfW-Förderprogramms für die Sanierung älterer Gebäude entschlossen hat.“
Als viertes Handlungsfeld des Handwerks auf dem Gebiet der Energiewende ging Tischner abschließend auf die Bereiche Marketing und Fachkräftemangel ein. Die Energiewende, davon ist er überzeugt, könne nur mit innovativen Lösungen gelingen. „.Für diese Zukunftsaufgabe benötigt das Handwerk eine aufgeschlossene und leistungsstarke Mitarbeiterschaft und in noch stärkerem Maße Nachwuchskräfte“, verwies Tischner auf den Zusammenhang zwischen Energiewende und Ausbildung. Für die zukünftigen Aufgaben sei eine gute Ausgangsbasis geschaffen. Zudem würden derzeit neue Bildungsansätze entwickelt, um der Dynamik rund um den Bau und die Sanierung gerecht zu werden. Hier gelte es weiter schrittzuhalten und die Aus- und Weiterbildungsaktivitäten ständig an moderne Gegebenheiten anzupassen. „Vor allem in den Bereichen Technik, Elektronik, Naturwissenschaften werden hohe Anforderungen an die Auszubildenden gestellt. Aber das Handwerk bietet jungen Menschen hier vielfältige Karrierechancen“, erklärte Tischner, der dem aus seiner Sicht grassierenden „Akademisierungswahn“ energisch entgegen trat. „Wachsende Studentenzahlen können nicht die alleinige Antwort auf Herausforderungen der Arbeitswelt sein“, so Tischner. (Text und Foto: Robert Everwand)