„Insgesamt sei das heimische Handwerk bislang glimpflich durch die Corona-Zeit gekommen“, so das erste Fazit von Tischner, der aber darauf hinwies, dass das Handwerk sehr unterschiedlich sei und damit auch die Auswirkungen der Pandemie. „Die Spannbreite reicht von dem besonders betroffenen Friseurhandwerk bis hin zu dem Zweiradmechaniker-Handwerk, das durch das geänderte Freizeitverhalten der Menschen sogar profitieren konnte. Dazwischen liegen viele Handwerksbereiche, die zwar einen erhöhten Aufwand bei der Arbeitsorganisation haben, aber dennoch ihre Arbeit machen können. Hier sind es eher die indirekten Auswirkungen der Pandemie wie die Materialmangel und steigende Preise, die belastend sind.“ Auch für die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf zieht der Hauptgeschäftsführer eine positive Zwischenbilanz. „Wir haben dank eines hohen persönlichen Einsatzes unserer Mitarbeitenden, aber ebenso durch die ehrenamtlich tätigen Prüfungsausschuss-Mitglieder mittlerweile die vierte Gesellenprüfung unter Corona-Bedingungen erfolgreich durchführen können.
Die Kreishandwerkerschaft und die Innungen waren während der beiden letzten Corona-Jahren für die Mitgliedsunternehmen da, und auch im Hinblick auf die Ausbildung und der Gewinnung des Berufsnachwuchses blieb die KH mit verschiedenen Aktionen und Kampagnen am Ball. „Bist du dabei?“ fragte man im letzten Sommer – auch mit Unterstützung von viel Polit-Prominenz, und tatsächlich stieg in 2021 die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Handwerk – regional unterschiedlich sogar sehr deutlich. Es hätte sogar mehr mehr sein können, weil nicht jede angebotene Lehrstelle besetzt werden konnte, davon geht Tischner aus. Deshalb ist und bleibt es das Ziel der Kreishandwerkerschaft, die Berufsausbildung im Handwerk für die Jugendlichen, aber genauso für deren Eltern und Lehrern mehr in den Fokus zu rücken. „Die Ausbildung im Handwerk ist keine zweite Wahl“, stellt er kategorisch fest. „Auch nicht für Abiturienten.“ Damit unterstreicht er seine Kernforderung nach der Gleichberechtigung von betrieblicher dualer Berufsausbildung und schulisch-akademischer Bildung – auch bei der finanziellen Unterstützung. Nur mit der modernen Berufsbildungsstätten wie sie dank der öffentlichen Förderung gerade bei der Kreishandwerkerschaft in Rheine und Beckum entstehen, kann man die duale Berufsausbildung attraktiv gestalten, davon ist Tischner überzeugt.
Die Gleichung ist eigentlich ganz einfach: mehr Ausbildung = mehr Fachkräfte. Aber gilt es auch bei der Suche für die Betriebsnachfolge? Fakt ist, dass im Bereich der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf fast 63 % aller Betriebsinhaber 55 Jahre und älter sind und sich in näherer Zukunft um die Nachfolge kümmern müssen, damit die Existenz der Betriebe und der dort befindlichen Arbeits- und Ausbildungsplätze gesichert bleibt. Die Kreishandwerkerschaft kümmert sich deshalb verstärkt darum, Innungsunternehmen bei dem Prozess der Nachfolgeregelung, der durchaus zehn Jahre dauern kann, zu begleiten und zu unterstützten. Für 2022 kündigte Frank Tischner hierzu eine neue Kampagne an.
Ihm geht es dabei auch um die Wertschätzung von Unternehmertum im Mittelstand. „Ohne das Handwerk mit seinen gut ausgebildeten Fachkräften kommt die Versorgung der Bevölkerung mit Produkten und Dienstleistungen in Gefahr, können Zukunftsaufgaben wie der Klimaschutz nicht umgesetzt werden“, so der KH-Hauptgeschäftsführer. Er fordert deshalb von der Politik unter anderem weniger Bürokratie und mehr Erleichterung für das personalintensiv arbeitende Handwerk. „Ich finde es wohlfeil, die Löhne im Handwerk zu kritisieren, aber jede Preiserhöhung, die eine Lohnerhöhung mit sich bringt, zu beklagen.“, bringt er es auf den Punkt und findet es auch nicht in Ordnung, wenn „ein Geselle drei Stunden arbeiten muss, um eine Handwerkerstunde in seinem Metier bezahlen zu können.“
Es steht für die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf und ihre Geschäftsführung in diesem Jahr noch viel im Aufgabenheft. Der Relaunch der Außendarstellung mit einem neuen geschützten Logo unter Fortführung des bisherigen Service-Versprechens „wie antworten“ war bereits zu Beginn des Jahres 2022 erfolgt, aber es stehen noch viele andere Punkte auf der To do-Liste. Vielleicht bekommt Frank Tischner dabei tatkräftige Unterstützung von dem neuen Kollegen Jonas. Mit der Handpuppe will er im Sommer Kitas besuchen, um die Neugier der Kinder auf das Handwerk und den Spaß am „Begreifen“ lebendig zu halten.