Im letzten Herbst sprach Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH), als Sinnbild des Handwerkers in einer Zimmermann-Kluft gekleidet, vor Gästen im uMfolozi College im südafrikanischen Richards Bay. Anlass war die Einweihung einer neuen Ausbildungshalle für Bauberufe, die im Rahmen der vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten Berufsbildungspartnerschaft errichtet wurde, um wesentliche Elemente der deutschen dualen Berufsausbildung in die südafrikanische Bildungsarbeit einzuführen.
Jetzt war er wieder zu Gast bei den südafrikanischen Partnern, wieder war es die Einweihung eines gemeinsamen Projektes, aber diesmal erschien er im Geschäftsanzug – nicht nur, weil es das übliche Erscheinungsbild eines Hauptgeschäftsführers eines Arbeitgeber- und Wirt-schaftsverbandes ist, sondern auch, weil es diesmal um die Eröffnung eines Gründerzentrums am College und die Förderung des Unternehmertums ging. Dieser weitere Projekt-Baustein zur Erhöhung der Beschäftigungschancen in der Region gehörte zu den sich selbst gestellten Aufgaben der Berufspartnerschaft, die mit Ablauf der ersten dreijährigen Projektphase punktgenau erfüllt wurde.
Bereits im vergangenen Jahr besuchte eine Delegation des uMfolozi Colleges Gründerzentren in den Kreisen Steinfurt und Warendorf, um sich vor Ort zu informieren, wie diese organsiert sind und wie sie arbeiten. Die dort gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen wurden anschließend mit einem von der Kreishandwerkerschaft einbezogenen Berater besprochen und in das Konzept für das nun eingeweihte Gründungscenter eingearbeitet.
Geeignete Räume wurden angemietet und ausgestattet. Mit ein wenig Selbstironie merkte Tischner in seiner Eröffnungsrede an: „Normalerweise kauft man Möbel im Möbelgeschäft, aber was ist schon normal, wenn wir vom Handwerk aus Deutschland mitmischen?“ Für das Gründerzentrum wurden nämlich keine fertigen Möbel gekauft, sondern von Auszubildenden des „Technical Training Centers Construction“ selbst gebaut. Bevor es zu einem Gründerzentrum wurde, war das Haus also bereits eine lebendige Ausbildungswerkstatt, die für alle, die daran teilgenommen haben, sehr motivierend war. Zum einen konnte man das Ergebnis und den Nutzen der eigenen Arbeit direkt miterleben, zum anderen gestaltete man den Ort mit, der das Sprungbrett für die zukünftige Selbständigkeit sein kann.
Denn das ist das Ziel der Zusammenarbeit in Südafrika: Jungen Menschen eine fundierte Ausbildung zu ermöglichen und einen Ort zu geben, um den Gründergeist in ihnen zu wecken und zu fördern. Hier soll der Traum von der Selbständigkeit Realität werden und zwar eine Realität, die auf gründlicher Abwägung der Chancen und der Risiken und fachgerechter Beratung fußt. Nicht die Gründung eines Unternehmens um jeden Preis ist das Ziel dieses Gründerzentrums, sondern das Erkennen neuer Märkte, das Entwickeln wettbewerbsfähiger Produkte oder Dienstleistungen und das Ausloten von Potenzialen ist die Aufgabe. Aber auch der Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen, die ein Unternehmen gründen wollen, sind wichtige Aspekte.
Nach der feierlichen Eröffnung des Gründerzentrums ging es dann für KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner, Karin Münstermann, Leiterin Berufsbildung International der KH Service- und Wirtschaftsgesellschaft, sowie dem Langzeitexperten der Kreishandwerkerschaft in Richards Bay, Oliver Petzoldt, mit der Frage weiter, wie man die nächsten drei Jahre Berufsbildungspartnerschaft, für die die Förderzusage des BMZ erteilt wurde, ausgestalten will. In einem Planungs-Workshop mit den Partnern des uMfolozi Colleges wird hierzu einen Fahrplan erstellt. „Vor allem wollen wir die Strukturen, die wir bis jetzt geschaffen haben, festigen, die Schulung der Ausbilder intensivieren und das Gründerzentrum mit Leben füllen“, erklärt Frank Tischner. „Das Ziel soll sein, dass sich die Ausbildung nach dem Vorbild der deutschen dualen Berufsausbildung etabliert und von der Wirtschaft in der Region anerkannt und mitgetragen wird.