In einer zweitägigen Praxisfortbildung zeigte sie Schulleitern und Lehrern Wege zur beruflichen Karriere im Handwerk auf. Nicht für die Lehrkräfte selbst, sondern für deren Schülerinnen und Schüler.
Mit ihrem Pilotprojekt, mit dem sie sich an Gymnasien und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe in den Kreisen Steinfurt und Warendorf wendet, möchte die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH) das Bewusstsein für eine duale Ausbildung bei den Lehrkräften dieser Schulformen schärfen. Ziel ist, dass Schulleitende und Lehrkräfte mehr über die duale Ausbildung erfahren und ihr Wissen besser an ihre Schülerinnen und Schüler transportieren können.
„Wir sprechen mit unserem Pilotprojekt ganz gezielt die Lehrkräfte an, denn sie haben – neben den Eltern – großen Einfluss im Rahmen der Berufsorientierung junger Menschen. Wir möchten sie darauf aufmerksam machen, dass eine duale Ausbildung im Handwerk alle Möglichkeiten und sogar eine Karriere bietet – jenseits vom Klassiker Abitur plus Studium“, erklärt Frank Tischner, KH-Hauptgeschäftsführer sein neuestes Projekt. „Aktuell liegt die Abiturientenquote im Handwerk bei ca. 17 Prozent. Da ist deutlich Luft nach oben, wenn wir auf die Karrieremöglichkeiten und die Durchlässigkeiten unseres Bildungssystem schauen“, so Tischner.
Auf dem zweitägigen Programm, das sich speziell an Gymnasien und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe richtet, standen verschiedene Vorträge von jungen Menschen, die ihren Weg ins Handwerk gefunden haben. So berichteten u. a. junge Gesellen von ihren Erfahrungen und dem sozialen Druck, nach dem Abitur ein Studium beginnen zu „müssen“, das sie dann aber aufgegeben haben. Ein anderer junge Geselle erzählte, wie er nach dem Abitur direkt in eine Ausbildung als Zimmermann gestartet ist. Alle betonten, dass im Handwerk der einzelne Mensch zähle und dieser keine (Matrikel-)Nummer sei, der große Unterschied zur Universität.
Welchen Stellenwert die duale Ausbildung für die Region hat, zeigte sich beim Besuch von Regierungspräsidentin Dorothee Feller. Die Regierungspräsidentin lies es sich nicht nehmen, sich persönlich ein Bild von diesem Pilotprojekt zu machen und in der abschließenden Diskussionsrunde mit allen Beteiligten in der KH persönlich zu sprechen. „Mit Blick auf unseren Mittelstand und die zu erwartenden zukünftigen Herausforderungen ist das Handwerk mit seiner dualen Ausbildung einer der Stützpfeiler unserer Region“, betonte sie. Aber auch die Frage nach mehr Freiräumen für Praktikumszeiten im Stundenplan der Schulen und grundsätzliche Punkte zur Optimierung des Berufsorientierungsprozesses an den Schulen waren Thema des sehr wertschätzenden Austausches mit der Regierungspräsidentin.
„Handwerk vor Ort“ hieß es für die Teilnehmenden bei Betriebsbesichtigungen in unterschiedlichen Handwerksbetrieben und dem sich anschließenden persönlichen Austausch mit Ausbildern und Ausbilderinnen in Handwerksunternehmen, die mit Lehrerinnen und Lehrern darüber ins Gespräch kamen, welche Voraussetzungen in der Wirtschaft von den potenziellen Azubis erwartet werden. Natürlich bot die Kreishandwerkerschaft auch echtes Handwerk zum Mitmachen an, indem sie die Teilnehmenden in ihre Ausbildungsstätten einlud, um an der Werkbank einen eigenen Kugelschreiber aus Messing zu drehen.