Lebensmittel-Innungen sagen Nein zum Kontroll-Barometer

Protest kommt nicht in, aber auf die Tüte

Die Bäcker, Konditoren und Fleischer der Lebensmittel-Innungen in den Kreisen Steinfurt und Warendorf wehren sich gegen das von der NRW-Landesregierung geplante "Kontrollergebnis-Transparenz-Gesetz" (KTG) und dem dort vorgesehenen Kontroll-Barometer.

Die Lebensmittelhandwerke zeigen Flagge und zwar auf 250.000 Papiertüten, in denen demnächst nicht nur Brötchen, Kuchen oder Aufschnitt verpackt werden, sondern auf denen der Kunde auch die Gründe nachlesen kann, warum die Innungsbetriebe für Sauberkeit und Hygiene sind, aber gegen das Kontroll-Barometer.

Warum das Handwerk Nein zum KTG NRW sagt:

  • Bewertet wird nicht allein der Hygiene-Zustand des Betriebes, sondern genauso, ob alles dokumentiert und aufgeschrieben wird. Wenn man also vorschriftsmäßig die Böden putzt, es aber vergisst zu dokumentieren, gibt es Minus-Punkte. Oder es gibt die Minus-Punkte, weil man den Boden nicht so oft wischt.
    » Sagt Ihnen das Kontroll-Barometer jetzt, welcher Betrieb sauberer ist?
  • Wegen der Vermischung von tatsächlich festgestellten Hygienemängeln und nicht richtiger Dokumentation durchgeführter Hygiene-Maßnahmen werden Bäckereien, Fleischereien und Konditoreien an den Pranger gestellt. Sie leisten ordnungsgemäße Arbeit und stellen qualitativ gute Produkte her, werden aber von bürokratischen  Vorschriften überwältigt, die zusätzlich zur Handwerksarbeit zu beachten und durchzuführen sind.
    » Möchten Sie an der Ladentheke warten, bis die Verkäuferin mit der Dokumentation fertig ist?
  • Einmal schlecht bewertet, dauert es bis zur Nachkontrolle vielleicht mehrere Wochen, obwohl der festgestellte Mangel schnell behoben wurde. Solange zeigt das öffentlich ausgehängte Kontroll-Barometer aber Gelb oder Rot an.
    » Würden Sie vielleicht nicht auch ein anderes Geschäft aufsuchen, weil Sie glauben, es geht hier nicht ganz sauber zu? Die Fliese mit dem Riss wurde zwar schon längst ausgetauscht, aber woher sollen Sie das wissen!
  • Selbstverständlich entstehen durch die Kontrollen und Nachkontrollen Kosten. Künftig kosten Routinekontrollen die erste Stunde 57 Euro zuzüglicher einer Anfahrtspauschale von 20 Euro. Jede weitere Stunde wird im Viertelstundentakt berechnet. Diese Kosten kommen auf alle Betriebe des Lebensmittelhandwerks zu - auch wenn kein lebensmittelrechtlicher Verstoß vorliegt.
    » Lebensmittelsicherheit hat ihren Preis: bei jedem Brötchen, jeder Wurst und jeder handgemachten Praline. Nicht das Kontroll-Barometer, sondern die bereits bestehenden Kontrollen sorgen dafür, dass Sie sich sicher fühlen können. Seien Sie bereit, diesen Preis zu zahlen!

Das Fazit von den an der Tüten-Aktion beteiligten Bäcker-Innung Steinfurt, Bäcker-Innung Warendorf, Konditoren-Innung Steinfurt und Fleischer-Innung Warendorf sowie der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf, die die Aktion koordinierte:

Das Kontrollergebnis-Transparenz-Gesetz NRW und das Kontroll-Barometer führen nicht zu mehr Transparenz für den Verbraucher, informieren nicht oder nur irreführend über eine konkrete Gesundheitsgefährdung , setzen aber die Existenz vieler Betriebe im Lebensmittelhandwerk aufs Spiel.

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Auf 250.000 Tüten informieren Bäcker, Konditoren und Fleischer ihre Kunden über das Gesetz und seine Folgen.