Lieferprobleme, Fachkräftemangel und Inflation bremsen heimische Bauwirtschaft aus

Bei dem regelmäßig stattfindenden Meinungs- und Informationsaustausch mit Hauptgeschäftsführer Frank Tischner von der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf (KH) wurde dem SPD-Bundestagsabgeordneten für den Kreis Warendorf Bernhard Daldrup ein aktuelles Thema direkt vor Augen geführt, denn die Fortschritte bei dem Bauvorhaben an dem BildungsCenter in Beckum sind gut erkennbar.

Natürlich ging es bei dem Besuch nicht allein um die Modernisierungsmaßnahmen bei der Kreishandwerkerschaft, sondern um die Situation und die Perspektiven der Bauwirtschaft in der Region generell. Insbesondere für das Bauhandwerk konstatiert der KH-Hauptgeschäftsführer seit Beginn des Jahres eine Abschwächung der Konjunktur. Dieser Rückgang wird seiner Meinung nach verursacht von den durch Corona bedingten Lieferschwierigkeiten an Materialien, einhergehend mit teilweise erheblichen Preissteigerungen. „Verschärft wird die Situation durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine und der hohen Inflation mit erheblichen Preissteigerungen, die nicht ohne Weiteres an die Kunden weitergegeben werden können“, berichtet Tischner. Entweder würden die erhöhten Baupreise das Budget der Kunden sprengen, so dass geplante Vorhaben zurückgezogen werden, oder bestehende Verträge ohne ein Baugleitklausel werden zur Kostenfalle für die Unternehmen.

„Der private Wohnungsbau, der bislang Impulsgeber war, verliert an Schwung“, befürchtet auch Bernhard Daldrup, der darauf verwies, dass bundesweit die Baugenehmigungen im Einfamilienhausbau um 22 % zurückgegangen sind, allerdings im Geschoßwohnungsbau um 10,5 Prozent gestiegen sind. In 2021 seien bundesweit rund 380.000 Baugenehmigungen erteilt worden, allerdings gebe es mittlerweile rund 800.000 sogenannter Bauüberhänge, also genehmigte Bauvorhaben, für die auch die Grundstücke vorhanden seien. Die Zahlen seien Beleg dafür, dass sich im Bausektor viel tue, die Umsetzung aber leider nicht hinreichend erfolge.

Bernhard Daldrup ist sich mit Frank Tischner in der Einschätzung einig, dass die derzeitige Energiekrise und die Verschärfung der Klimaschutzziele dem klimaneutralen und energieeffizienten Bauen eine noch größere Bedeutung zukommen lässt und man diese Bauweise deshalb fördern sollte.

„Doch losgekoppelt von Kriegen und Krisen bleibt das Problem fehlender Fachkräfte am Bau und in anderen Handwerksbranchen bestehen, wenn nicht mehr junge Menschen eine betriebliche Berufsausbildung absolvieren und die Gleichwertigkeit von akademischer und dualer Ausbildung nicht nur in den Köpfen der Menschen, sondern auch bei der Finanzierung erreicht wird“, meint Tischner. Beim Rundgang mit Bernhard Daldrup auf der Baustelle am Schlenkhoffs Weg in Beckum zeigt er sich erleichtert, dass man noch rechtzeitig vor Beginn der Kostenspirale mit der geförderten Modernisierung der überbetrieblichen Berufsbildungseinrichtung beginnen konnte und damit die duale Berufsausbildung im Kreis Warendorf und die Attraktivität der Handwerkslehre stärken kann.

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Bei der Kreishandwerkerschaft in Beckum schreiten die Modernisierungsarbeiten vo-ran – bei der Bauwirtschaft im Kreis haben Lieferschwierigkeiten, Preissteigerungen und Fachkräftemangel hingegen deutlich Sand ins Getriebe geworfen. Über die Situation des Bauhandwerks tauschten sich jetzt der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernhard Daldrup (re.) und KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner (li.) aus.