Das Handwerk im Kreis Steinfurt ist um 428 Gesellen reicher. Die jungen Frauen und Männer aus 25 verschiedenen Handwerkberufen nahmen ihre Gesellenbriefe in Empfang. Mit dem ehemaligen Vizekanzler und Bundesminister für Arbeit und Soziales Franz Müntefering als Festredner hatte die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf als Ausrichter der Abschlussfeier im Ibbenbürener Bürgerhaus einen echten Glückgriff getan. Kernig und unterhaltsam gratulierte das Sauerländer Original den Absolventen. „Seien Sie selbstbewusst. Die Jahrzehnte, die vor Ihnen liegen, bringen sicher manche Herausforderung mit sich. Aber seien Sie zuversichtlich, dass Sie sich dieser auf der Grundlage Ihrer Ausbildung stellen können“, gab er den jungen Gesellen mit auf den weiteren Berufsweg.
Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung sagte Franz Müntefering den Absolventen beste Berufsaussichten als Facharbeiter voraus. Er ermunterte sie, in der attraktiven Region des Münsterlandes zu bleiben. „Die Region braucht Sie“, sagte er. Angesichts von Brexit und nationalistischen Tendenzen in Europa mahnte der Festredner die jungen Menschen zur Besonnenheit. „Lassen Sie sich Ihre Lebensperspektive nicht kaputt machen von Menschen, die sich aus der Verantwortung zurückziehen und Mauern zwischen den Ländern hochziehen wollen.“ Denn der wirtschaftliche Wohlstand beruhe auch auf einer vielfältigen Vernetzung innerhalb der Welt. Die Perspektiven der heutigen jungen Generation und insbesondere der jungen Gesellinnen und Gesellen wertete er als sehr gut. „Zuversicht ist erlaubt und sinnvoll. Das Leben ist eine einmalige Sache – und man kann etwas daraus machen!“
Kreishandwerksmeisterin Erika Wahlbrink ermunterte die jungen Frauen und Männer, die Herausforderungen der Zukunft mit Mut anzugehen. Die Lehrzeit und die bestandene Gesellenprüfung seien erst der Anfang. „Wenn Sie im Beruf Ihr Meisterstück machen wollen, dann müssen Sie auch in Zukunft Können, Leistungswillen und Lernbereitschaft unter Beweis stellen“, sagte Erika Wahlbrink. Sehr wohl sei die moderne Berufswelt kompliziert und anspruchsvoll. Vor diesem Hintergrund sei es verständlich, zuweilen Angst vor der Zukunft zu haben. Dennoch appellierte die Kreishandwerksmeisterin an die Gesellen, nie den Mut zu verlieren. „Mut ist, etwas zu tun, wovor man sich fürchtet. Ohne Angst kann es keinen Mut geben“, sagte sie. Gerade das Handwerk habe bewiesen, dass dessen Akteure mit gesundem Menschenverstand die Herausforderung der Zukunft bewältigen können
Dabei bewegt sich die Wirtschaftsmacht von nebenan in der hiesigen Region längst auf internationalem Parkett. Das wurde auch während der Lossprechungsfeier deutlich. So begrüßte KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner in den Reihen der Gäste eine Delegation aus Südafrika. Als Berufsbildungspartner kooperiert die Kreishandwerkerschaft mit dem uMfolozi College in Richards Bay, Südafrika. Das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte Projekt soll dazu beitragen, neue praxisorientierte Ausbildungsangebote in Südafrika zu entwickeln. Frank Tischner unterstrich, welch hohen Stellenwert die berufliche Ausbildung in Deutschland genieße. Das zeige nicht zuletzt der Besuch eines so namhaften Festredners wie Franz Müntefering.
Für die Freigesprochenen legte Friseurin Vivien Schmees dar, welch gelungene Vorbereitung eine berufliche Ausbildung für den weiteren Lebensweg ist. „Nach drei Jahren Lehrzeit beherrsche ich die Techniken meines Handwerks, habe die Spielregeln der Arbeitswelt kennengelernt und kann meine Kunden fachlich kompetent beraten“, zählte sie auf. Auch lebenspraktische Dinge wie Steuern, Miete und Versicherungen seien für einen berufstätigen jungen Menschen sehr viel greifbarer. Ihr Fazit nach drei Lehrjahren: „Ich habe nicht für die Schule oder den Ausbildungsbetrieb, sondern für mein Leben gelernt.“ Den Absolventen wünschte sie eine gute Zukunft und viele spannende und schöne Erfahrungen. Den guten Wünschen für die jungen Gesellinnen und Gesellen schlossen sich der stellvertretende Landrat Bernhard Hembrock, Ibbenbürens Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer sowie Prälat Norbert Kleyboldt als Vertreter der Kirchen an
Kreishandwerkerschaft ehrt Prüfungsbeste
Insgesamt 20 Gesellinnen und Gesellen der Sommer-Gesellenprüfung haben mindestens 87 Prozent der Höchstpunktzahl oder mehr erreicht. Kreishandwerksmeisterin Erika Wahlbrink und KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner ehrten diese Absolventen:
Mit der Note sehr gut:
Beton- und Stahlbetonbauer: Niklas Salewski (Arning Bauunternehmung GmbH, Steinfurt); Konditor: Anna Uhlenbrock (Confiserie Rabbel GmbH, Westerkappeln); Maßschneider: Hanna Harmeyer (Angelika Gilke, Ibbenbüren).
Mit der Note gut:
Elektroniker: Julius Höffker (ESB GmbH, Metelen), Lars Middendorf (Hermann Vortkamp OHG, Steinfurt); Feinwerkmechaniker: Nils Spitthoff (Laubinger & Rickmann GmbH, Nordwalde); Friseur: Vivien Schmees (Jesus Sanchez, Emsdetten); Konditor: Svenja Sodke (Confiserie Rabbel GmbH, Westerkappeln); Kraftfahrzeugmechatroniker: Jonas Wöstemeier (Christian Heitgreß, Warendorf); Maurer: Daniel Feer (Beckonert Bau GmbH & Co.KG, Nordwalde), Michael Gerling (Franz Büter Bauunternehmung GmbH & Co.KG, Ochtrup), Steven Klinge (Arning Bauunternehmung GmbH, Steinfurt); Mediengestalter: Simon Scholz (B.C. Gassner GmbH & Co.KG, Sendenhorst); Tischler: Stefan Beckmann (H. Schubert GmbH, Wettringen), Jannis Frehe (Nadicksbernd GmbH & Co.KG, Ibbenbüren), Felix Terbrack (Köster Möbelwerkstätten GmbH & Co.KG, Altenberge), Annika Thomaschik (Markus Holtmann, Greven); Zimmerer: Frederick Hülsmann (Holzbau Stevens), Jonas Lampkemeyer (Bauunternehmen Echterhoff GmbH & Co.KG, Westerkappeln), Julius Perick (Schophuis GmbH & Co.KG, Neuenkirchen)
Fotos zur Freisprechungsfeier gibt es auch in der <link intern>Galerie.