Optimismus im Handwerk

Rück- und Ausblick der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf

Ein wesentliches Merkmal des Münsterlandes ist der Mangel an Überschwang bei den dort lebenden Menschen. Fragt man also den Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft (KH), die die beiden münsterländischen Kreise Steinfurt und Warendorf und damit nach amtlicher Zählung 8.244 Handwerksbetriebe umfasst, wie es dem Handwerk in dieser Region geht, könnte man die knappe Antwort „Muss.“ erwarten. Aber auch Frank Tischner kann angesichts des letzten Jahres und den Prognosen für 2016 eine gewisse Euphorie des Handwerks nicht verhehlen und fasst das Ergebnis so zusammen: „Wir sind sehr zufrieden.“ Und weil er zwar Westfale, aber eben auch Chef eines großen Unternehmensverbandes der mittelständischen Wirtschaft in der Region ist, erläutert er auch, warum das Handwerk und er zufrieden sein können, aber eben auch, warum die Freude nicht bei jedem so ungetrübt ist.  

„Die Handwerkskonjunktur ging auch in 2015 weiter bergauf und so soll es auch in 2016 weitergehen“, freut sich der KH-Hauptgeschäftsführer. In einer von der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf Anfang des Jahres bei ihren Mitgliedsunternehmen durchgeführte Umfrage bewerteten 70 % der teilnehmenden Betriebe die Geschäftslage des vergangenen Jahres insgesamt mit „Sehr gut“ und „gut“ und belegten damit die Aussage Tischners. Bei der aktuellen Bewertung der Geschäftslage für das Jahr 2016 waren die Handwerksbetriebe zum Jahresanfang etwas verhaltener, was aber auch saisonale Gründe hat, denn gerade die befragten Maler und Lackierer waren nur bedingt zufrieden. „Aber richtig unzufrieden war auch keiner“ so der KH-Hauptgeschäftsführer, der deshalb auch nicht von einem temporären Stimmungstief sprechen will, denn die Umfrage zeigt, dass weiter Optimismus im heimischen Handwerk herrscht. „Über 90 % der an der Umfrage teilgenommenen Unternehmen sehen für 2016 eine gleichbleibende oder verbesserte Geschäftslage“, so Frank Tischner.  

Natürlich müsse man die Situation im heterogenen Handwerk differenziert betrachten, betont Frank Tischner. Positive wie auch negative Einflüsse seien bei den Maschinenbauern eben andere als bei den Friseuren. So sind gerade die geopolitischen Risiken für den Maschinenbau ein großer Einflussfaktor, da die Betriebe des Metallhandwerks oft als Zulieferer für die Industrie fungieren und damit auch direkt vom Export abhängig sind. Aktuell belasten gerade die schwächelnde Konjunktur in China und die Wirtschaftssanktionen gegen Russland die heimischen Betriebe. Für die Bau- und Ausbaubranche gelten andere Bewertungskriterien als für die Nahrungsmittel- oder die Kfz-Branche. Generell könne man aber sagen, dass der private Wohnungsbau, die gute Beschäftigungslage und die damit einhergehende gestiegene Konsumbereitschaft sowie die günstigen Ölpreise die Handwerkskonjunktur belebt haben.  

Auch Faktoren wie das Klima haben geholfen, dass die üblichen saisonalen Dellen nicht so stark ausfielen. „Ein weiterer milder Winter hat dem Bauhandwerk sicherlich gut getan“, stellt der KH-Hauptgeschäftsführer fest. Gerade in diesem Handwerksbereich müsse man bei der wirtschaftlichen Bewertung genauer hinschauen, denn „während sich beim augenblicklichen Bauboom die Umsätze aus dem Keller bewegt haben, werden noch lange nicht überall wirtschaftlich vernünftige Preise erzielt.“ Tischner sieht vor allem die kleineren Bauunternehmen in Gefahr, denn nach einer Statistik des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB) machen die Betriebe bis 19 Beschäftigte einen Anteil von 90 % aller Baubetriebe in Deutschland, erzielen aber nur ein Drittel des Gesamtumsatzes in dieser Branche.  

Mit der insgesamt guten wirtschaftlichen Entwicklung des Handwerks in der Region stellt sich auch die Frage der Fachkräfte-Versorgung der heimischen Handwerksbetriebe. In der KH-Umfrage erklärten fast 50 % der teilnehmenden Betriebe, dass der Mitarbeiterstamm in den letzten Monaten unverändert geblieben sei, immerhin erfolgten in rund 30 % der Betriebe auch Neueinstellungen. Diese fanden vorrangig in den metallverarbeitenden Handwerksberufen statt. Neue Mitarbeiter werden vor allem in den Ausbau-Handwerken wie dem Sanitär-Heizung-Klima-, Elektro-, Tischler- oder Maler- und Lackierer-Handwerk, aber auch in den Lebensmittelhandwerken gesucht. Diese Handwerke gaben in der Umfrage auch an, große Probleme zu haben, freie Stellen im Betrieb mit qualifizierten Mitarbeitern zu besetzen, weil sich keine geeigneten Bewerber melden.  

„Diese Ergebnisse korrespondieren mit den für die Handwerksunternehmen in 2016 besonders wichtigen Themen, die wir in unserer Umfrage nachgefragt haben. An häufigsten wurde das Thema ‚Fachkräfte- und Nachwuchsmangel‘ genannt. Auch die ‚Weiterbildung der Mitarbeiter‘ habe deshalb für viele Handwerksbetriebe Relevanz.“, erklärt KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner. Weiterhin hätten „Kommunale Steuern und Abgaben“ sowie die „Zahlungsmoral der Kunden“ für die Betriebe eine konjunkturunabhängige hohe Bedeutung. Wenig Interesse zeigen die Handwerksunternehmer hingegen für die „Zinsentwicklung an den Kapitalmärkten“ und für den „Mindestlohn“, der bei den tarifzahlenden Innungsunternehmen auch im betrieblichen Alltag kaum eine Rolle spielt und höchstens wegen der Dokumentationspflicht eine zusätzliche bürokratische Belastung bedeutet.

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Das Handwerk, wie z. B. das Zimmerer-Handwerk, schauen optimistisch in die Zukunft, wobei die Ausbildung des Berufsnachwuchses und die Fachkräftesicherung für viele Handwerksunternehmen ein wichtiges Thema ist.