Dieser bestätigte, dass auch die Handwerksunternehmen mit Sorge die Entwicklung betrachten und deshalb den für November beschlossenen Teil-Lockdown als hart, aber notwendig ansehen. Die erste Welle der Pandemie haben die meisten Betriebe, so Tischner, noch mit einem blauen Auge überstanden, ein erneuter Stillstand hätten wohl viele nicht mehr so einfach auffangen können. „Bestimmte Branchen wie die Friseure und Nahrungsmittelhandwerke waren ja bereits im Frühjahr stark betroffen, während die Gewerke der Bau- und Ausbauhandwerke noch von einem guten Auftragsbestand zehren konnten, der jetzt aber auch dünner geworden ist“, berichtet er. Deutliche Auswirkungen der Corona-Krise zeigen sich vor allem bei der Entwicklung der Lehrlingszahlen, denn es gab in diesem Jahr im Kreis Warendorf einen Rückgang an neuen Lehrverträgen um 8,9 %. „Dies liegt unter anderem an den fehlenden Angeboten von Schulpraktika und Berufsmessen in diesem Jahr“, erklärt Tischner auf Nachfrage der Landespolitiker nach den Ursachen für den Rückgang, weist aber auch darauf hin, dass es diesen Trend auch schon seit längerem gibt und nur durch Corona verstärkt wurde. „Seitens der Handwerksbetriebe gab es keine großen Einbrüche bei der Ausbildungsbereitschaft“, so der KH-Hauptgeschäftsführer. „Es blieben auch in diesem besonderen Jahr so mancher angebotene Ausbildungsplatz unbesetzt.“
Daniel Hagemeier lobte die Kreishandwerkerschaft für „die vielen innovativen Ideen und Social-Media-Initiativen, um Jugendliche und deren Eltern über die Möglichkeiten und Chancen einer handwerklichen Ausbildung zu informieren.“ Genau wie er stellte auch Henning Rehbaum fest: „Wir müssen Schüler, Eltern, Lehrer immer wieder auf die guten Zukunftschancen im Handwerk hinweisen.“ Dies gelte, da waren sich die drei Gesprächspartner einig, immer mehr auch für die Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufen.
Damit sich das Corona-Virus nicht auch noch nächstes Jahr negativ auf die Ausbildungsbilanz des Handwerks auswirkt, müssen nach Meinung von Frank Tischner jetzt Wirtschaft und Politik eng zusammenarbeiten und Bedingungen schaffen, die den Schulen und Schülern im Frühjahr die Durchführung der Schulpraktika ermöglicht. „Als Kreishandwerkerschaft suchen wir mit den Schulleitungen das Gespräch, um zu erfahren, was notwendig ist, damit dieser wichtige Baustein der Berufsorientierung wieder angeboten und durchgeführt werden kann“, erklärt der KH-Hauptgeschäftsführer, der dabei auch auf die Unterstützung der beiden Landtagsabgeordneten setzt.
Noch dringlicher kann diese werden, wenn die sich die Bestimmungen der Coronaschutzverordnung noch verschärfen. „Es muss auf jeden Fall verhindert werden, dass unser Bildungscenter in Beckum wie im Frühjahr komplett geschlossen wird“, so Tischner. „Die dort durchgeführten überbetrieblichen Lehrgänge für die Azubis sind verbindlicher Bestandteil der Ausbildung und Voraussetzung für die Zulassung zu den Gesellenprüfungen, die im Januar für viele Gewerke wieder anstehen. Genauso wenig wie der Schulbetrieb komplett eingestellt werden darf, muss auch die ordnungsgemäße Durchführung der Berufsausbildung und der Prüfungen gewährleistet werden“, so seine Forderung. Hagemeier und Rehbaum versprachen, ein Auge darauf zu haben, dass bei den Anpassungen der Schutzverordnung Berufsbildungsstätten nicht benachteiligt werden.
„In der Landespolitik ist die Förderung der beruflichen Bildung ein zentraler Baustein“, erklärt Henning Rehbaum, der auch auf die Förderung des Modernisierungsvorhabens der Kreishandwerkerschaft mit EFRE-Mitteln seitens des Landes NRW verwies. „Dass die KH damit auch in Zeiten von Corona in die Zukunft der dualen betrieblichen Ausbildung investiert, ist ein starkes Zeichen vom Handwerk für die Region“, ergänzt Daniel Hagemeier.