Manchmal funktionieren die Buschtrommeln besser als die Post in Deutschland. Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf, war gerade in Südafrika, um die laufende Berufsbildungspartnerschaft mit dem uMfolozi College in Richards Bay mit den verschiedenen Partnern und Behörden abzustimmen, da bekam er bei einem Termin in der Deutschen Botschaft in Pretoria vom Referatsleiter Wirtschaft, Volker Oel, die noch inoffizielle Information, dass der Bewilligungsbescheid für eine zweite Förderphase von drei Jahren beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fertig auf dem Tisch liegt. Und tatsächlich traf der Bescheid nur wenige Tage nach Tischners Rückkehr in Deutschland bei der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf ein.
Auch für Karin Münstermann, Leiterin Berufsbildung International bei der KH-Tochter KH-Service- und Wirtschaftsgesellschaft mbH und zuständig für die Berufsbildungspartnerschaft, war es eine erfreuliche, wenn auch nicht ganz unerwartete Nachricht, denn im Mai war sie im Rahmen einer Projektfortschrittskontrolle mit einem externen Gutachter und einem Vertreter der „sequa“, die im Auftrag des BMZ tätig ist, in Südafrika. Da die Ergebnisse der 1. Phase als vorbildlich bewertet wurden, gab es bereits da positive Signale für die Empfehlung, die Berufsbildungspartnerschaft auch für eine 2. Phase, die vom 1. November 2018 bis 31. Oktober 2021 dauert, zu 100% zu fördern.
„Das Oberziel des Projektes bleibt weiterhin bestehen“, erklärt KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner. „Praxisrelevante berufliche Bildung soll einen Beitrag zu einem höheren Qualifikationsniveau und mehr Beschäftigung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen leisten sowie zur Erhöhung von Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Unter-nehmen in Südafrika beitragen. Konkret sollen sich die Beschäftigungschancen der Absolventen des uMfolozi Colleges verbessern.“
Für Karin Münstermann und Oliver Petzoldt, dem Langzeitexperten der Kreishandwerkerschaft, der vor Ort tätig ist, bedeutet dies für die nächsten drei Jahre: Das im letzten Herbst eingeweihte neue Ausbildungszentrum soll weiterentwickelt werden. Der Fokus liegt nun auf der Qualifizierung und Weiterbildung der Ausbilder. Außerdem soll ein Prüfungszentrum direkt am College entstehen, damit die Auszubildenden nicht bis zum 170 km entfernten Durban fahren müssen, um die Prüfungen abzulegen - eine Strecke, die in der Regel mangels eigener oder öffentlicher Verkehrsmittel per Anhalter zurückgelegt werden muss.
Ein weiterer Fokus liegt auf dem Gründerzentrum, das Ende des Jahres eingeweiht und als Plattform für Unternehmensgründungen in Richards Bay und Umgebung etabliert werden soll. In Zukunft werden hier viele Veranstaltungen für junge Gründer stattfinden.
Und natürlich bleibt der Informationsaustausch mit allen an der Ausbildung beteiligten Institutionen weiterhin eine wichtige Säule der Berufsbildungspartnerschaft. So besucht derzeit eine zehnköpfige Delegation aus Südafrika die Kreise Steinfurt und Warendorf, darunter Betriebsinhaber, Vertreter von Fachverbänden, die in Südafrika für Ausbildung zuständig sind, und Vertreter des Partnercolleges uMfolozi, um sich über die Duale Berufsausbildung in Deutschland zu informieren.