Im Rahmen der Aktionswoche Inklusion und Arbeit im Kreis Steinfurt fand der sogenannte Stuhlwechsel statt. Einen Tag ging es für Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf, in die Ledder Werkstätten in Ladbergen. Dort nahm er den Platz von Leo Bennemann ein, der wie viele andere Menschen mit Behinderung, dort beschäftigt ist. Tags darauf durfte Bennemann dann im Büro von Tischner in Rheine am Schreibtisch sitzen, das BildungsCenter besuchen und Termine mit Partnern aus Politik und Wirtschaft wahrnehmen.
„Wie geht das denn hier mit der Nähmaschine?“, fragt Frank Tischner in der Gruppe von Leo Bennemann etwas hilflos. Für den Hauptgeschäftsführer sind die Tätigkeiten, die Bennemann und die anderen Beschäftigten in den Ledder Werkstätten routiniert ausführen, völlig neu. Für Telefonate und E-Mails ist an diesem Tag erst nach Feierabend Zeit. Der Hauptgeschäftsführer etikettiert, schraubt und faltet als Tagespraktikant wie alle anderen hier im Tagesgeschäft. Gemeinsam mit den Beschäftigten isst er zu Mittag, kickert einige Runden und kommt aus dem Strahlen gar nicht mehr raus. „Ein wunderbarer Tag mit wahnsinnig authentischen und liebenswerten Menschen. Von der ersten Minute bin ich mit einer unglaublichen Herzlichkeit aufgenommen worden“, ist Tischner dankbar für diese besondere Erfahrung und die Einblicke, die er durch den Stuhlwechsel gewinnen konnte.
Der zweite Tag hält für Leo Bennemann einen vollen Terminkalender bereit – so wie ein normaler Arbeitstag von Hauptgeschäftsführer Frank Tischner eben aussieht. Morgens geht es zu einem Kaffee und Austausch zum Inklusionsthema mit Karl-Josef-Laumann, der als NRW-Minister fester Bestandteil der Auftaktveranstaltung war und ein Unterstützer der Initiative „Inklusion Münsterland“ ist. „Die Woche der Inklusion ist eine tolle Initiative, wie die ganze Aktion ‚Inklusion Münsterland‘. Ich würde es begrüßen, wenn sich andere Regionen in NRW dieser Initiative anschließen würden“, ist der NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales voll des Lobes.
Es folgen etwas Büroarbeit und interne Meetings in Rheine, bei denen Leo Bennemann auch die Werkstätten im BildungsCenter der Kreishandwerkerschaft kennenlernt und die moderne Holzschneidemaschine bedienen darf. Beim Besuch bei Birgit Neyer, Erste Landesrätin und Kämmerin des LWL, darf der heutige Tagespraktikant am Ende des Gesprächs zum aktuellen Stand der Inklusionskampagne ans Rednerpult im Plenarsaal des Landeshaus Münster. „Vielfalt macht uns stark und erfolgreich, das haben viele Studien belegt. Es ist gut, wenn wir echte Inklusion leben – für die Unternehmen und die Gesellschaft“, bekräftigt Neyer in dem Gespräch mit den beiden Gästen.
Kurz vor Feierabend gibt es noch ein Treffen mit Landrat Dr. Martin Sommer und Christian Holterhues, Geschäftsführer der WESt mbH, in der neuen Kreisleitstelle. Landrat Dr. Sommer betont bei der Gelegenheit für den Kreis: „Der Fachkräftebedarf und Teilhabe, beides sind Aspekte, die noch stärker miteinander verbunden werden können und müssen, daher sind die Kampagne „Inklusion Münsterland“ und die aktuelle Woche der Inklusion hervorragende Instrumente, dieses Ziel zu unterstützen.“
Wie Leo Bennemann der zweitägige Stuhlwechsel gefallen hat? „Gut“, lautet seine knappe Antwort, unterstrichen von einem breiten, müden und sehr zufriedenen Lächeln.
Weitere Informationen zur Initiative: www.inklusion-münsterland.de