„Einige sind jetzt schon stark betroffen.“ Schon seit längerem gibt es im Handwerk das Problem des Fachkräfte- und Berufsnachwuchsmangels, dann kamen mit der Corona-Pandemie und der damit bedingten Unterbrechung globaler Lieferketten Engpässe bei Materialien und Wirtschaftsgütern mit den bekannten Auswirkungen auf die Versorgungslage und Preise hinzu. Und nun gibt es als dritte Eskalationsstufe die dramatischen Energiepreiserhöhungen.
„Verlässliche Kostenkalkulationen sind angesichts von Inflation und Materialknappheit kaum noch möglich“, berichtet Tischner. „Die Betriebe können ja auch nicht die Mehrkosten eins zu eins an die Kundschaft weitergeben, so dass auf Dauer jede unternehmerische Betätigung ein Minusgeschäft wird – nicht nur zum Schaden der Handwerkswirtschaft, sondern auch zu Lasten der Verbraucher.“ Auch im heimischen Handwerk kommt es immer mehr zu Stornierungen oder Verschiebungen von Aufträgen, weil Personal oder das Material fehlt oder den Auftraggebern das Geld, um Preissteigerungen zu finanzieren. Eine Vielzahl von Handwerksunternehmen muss nun auch noch eine Verdoppelung der Energiekosten und mehr verkraften. Kaum eine Branche ist nicht von einem oder gar mehreren dieser Probleme betroffen.
„Es war noch nie Art des Handwerks, sofort nach dem Staat zu rufen. Auch Risiken gehören zu Unternehmertum in einer Marktwirtschaft“, meint der KH-Hauptgeschäftsführer, der aber auch klarstellt, dass, wenn der Staat mit Unterstützungsprogrammen hilft, er auch die kleinen und mittleren Unternehmen nicht vergessen darf.
„Nicht nur international operierende Unternehmen sind beim Thema Energiekosten belastet, sondern auch die Handwerksbäckerei im Ort. Entscheidend ist doch die Energiekostenbelastung für ein Unternehmen – und zwar hier in Deutschland.“
Mehr Entgegenkommen erwartet Tischner auch von den Kommunen und dem Land. „Während der Bund Preisgleitklauseln für öffentlich finanzierte Gebäude vorschreibt, ist die Bereitschaft bei den Städten und Kommunen weitaus geringer, Verträge anzupassen. Aber es kann nicht gewollt sein, dass Unternehmen in der Region wegen defizitärer Aufträge in die Insolvenz gehen, denn dann fehlen à la longue die Mittel aus der Gewerbesteuer für die Leistungen der Kommunen.“