Wenn Jannik Schmiemann einen nächtlichen Einsatz mit dem Löschzug Westladbergen der Freiwilligen Feuerwehr Saerbeck hatte, drückt sein Chef Jürgen Bäumer ein Auge zu. Denn der Inhaber der Firma JB Heizung Elektro Sanitär in Tecklenburger-Brochterbeck ist überzeugt: „Wer sich im Ehrenamt stark engagiert, ist auch im Betrieb oftmals engagierter als andere.“ Für seinen ehrenamtlichen Einsatz in der Freiwilligen Feuerwehr, in der Landjugend Saerbeck und im Schützenverein wurde Jannik Schmiemann im vergangenen Jahr mit dem Förderpreis „Junges Handwerk“ ausgezeichnet. Die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH) und die Kreissparkasse Steinfurt hatten drei junge Handwerker gewürdigt, die sich neben ihrer Arbeit für das Gemeinwohl stark machen. 2015 soll der Förderpreis erneut ausgelobt werden. Die Preisträger 2013 sind ihrem Ehrenamt treu geblieben.
„Der Preis hat mich beflügelt“, sagt Jannik Schmiemann heute. Oft werde er gefragt, warum er seine Freizeit für Feuerwehr und Vereinswesen einsetze. „Wenn man dann so einen Preis bekommt, motiviert das“, sagt der 21-Jährige, der im Winter seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik abschließen möchte. Chef Jürgen Bäumer hatte seinen Auszubildenden derzeit vorgeschlagen. Zwar falle es aus Unternehmersicht zuweilen schwer, etwaige Fehlzeiten im Arbeitsalltag auszugleichen. „Aber man muss Verständnis dafür aufbringen“, ist Jürgen Bäumer überzeugt.
Das stellt auch Ewald Beermann, Geschäftsführer der Josef Beermann GmbH & Co.KG mit Sitz in Riesenbeck, unter Beweis. „Wir fördern ehrenamtliches Engagement unserer Mitarbeiter und stellen das auch in unseren Firmenzeitschriften immer wieder vor“, sagt er. „Wer ein Ehrenamt ausfüllt, übernimmt eine Vorbildfunktion für das Zusammenleben in einer dörflichen Gemeinschaft“, ist Ewald Beermann überzeugt. Etwa 350 Frauen und Männer sind in dem Unternehmen beschäftigt. Einer von ihnen, Benedikt Keller (27), hatte mit seinem Einsatz beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) die Jury des Förderpreises überzeugt. Als sogenannter „First Responder“ (wörtlich: „Erster Antwortender“) überbrückt er als Ersthelfer am Einsatzort die Wartezeit auf den Rettungsdienst. Ohne sein Wissen hatte die Personalabteilung die Bewerbung auf den Weg gebracht. „Ich habe mich gewundert, als ich irgendwann Post von der Kreishandwerkerschaft bekommen habe“, sagt der Kabel- und Rohleitungsmonteur. Über das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro hat er sich riesig gefreut.
Warum ausgerechnet eine Handwerksorganisation ehrenamtliche Verdienste würdigt, erläutert KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner: „Gerade im Handwerk spielt das Ehrenamt eine große Rolle. Die Selbstverwaltung in der Handwerksorganisation, wie zum Beispiel bei den Innungen, steht und fällt mit dem Willen von Frauen und Männern, die Initiative für andere zu ergreifen.“ Hunderte von Gesellen und Meistern engagierten sich allein in den Prüfungsausschüssen innerhalb der KH Steinfurt-Warendorf. Mit dem Förderpreis solle die Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit schon jungen Menschen in oder nach der Ausbildung bewusst gemacht werden. Tischner: „Denn im Handwerk zählt nicht nur, dass man sein Handwerk versteht, sondern hier zählen auch die Menschen, mit denen und für die man arbeitet.“
Für die Menschen aus der Region macht sich auch die Kreissparkasse Steinfurt stark und gibt pro Jahr 1,7 Millionen Euro an Spenden und Sponsorings an Vereine und Institutionen aus vielen verschiedenen Bereichen weiter. „Das Ehrenamt und der Einsatz vieler Menschen prägt unser Miteinander sehr stark. Daher ist der Förderpreis Junges Handwerk ein ideales Instrument, um dieses Engagement zu honorieren“, sagt Jürgen Brönstrup, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Steinfurt.
Dass sein Ehrenamt zuweilen harte körperliche Arbeit bedeutet, hat Chris Attermeier erlebt. Der 20-jährige Auszubildende zum Zweiradmechaniker ist mit Vater Thomas Attermeier Initiator und Ansprechpartner der Dirtbike-Anlage am Ibbenbürener Aasee. Kaum, dass die Anlage fertiggestellt war, mussten er und seine Mitstreiter in diesem Jahr kräftig anpacken, um die Schäden nach dem Pfingst-Unwetter zu beseitigen. Von 9 bis 18 Uhr dauert seine Arbeitszeit in der Zweirad Feldkämper GmbH in Ibbenbüren. Mindestens drei Mal die Woche, manchmal auch täglich ist Chris Attermeier nach Dienstschluss an der Dirtbike-Anlage aktiv. „Nach starkem Regen muss ich fast immer mit der Schüppe hierher“, verrät der leidenschaftliche Dirtbike-Sportler. Über den Förderpreis sagt er: „Ich fand es cool, dass ich für mein Hobby eine Belohnung bekam.“