Vom Uni-Hörsaal an die Bandsäge

Fabian (24) ist der „typische“ Studienabbrecher: Nach zwei Semestern Maschinenbau an der Fachhochschule Aachen wurde dem Emsdettener klar, dass seine Berufswahl eine Fehlentscheidung war. Der junge Mann gab jedoch nicht auf, erinnerte sich an ein Praktikum während der Schulzeit, und dann fiel der Groschen: Fabian Hüls bewarb sich bei etlichen Tischlereien in der Umgebung und fand mit Martin Engelbert einen Chef und Ausbilder, der schon zuvor gute Erfahrungen mit Abiturienten als Praktikanten oder Azubis gemacht hatte: „Mein Werkstattmeister sagt immer, denen brauche ich nicht viel zu sagen, die kapieren schneller!“

„Trotz des Doppel-Abiturjahrgangs haben bislang nur wenige Abiturienten Karrierealternativen im Handwerk gesucht“, bedauert Tischner den bislang ungebrochenen Drang zur Universität. Natürlich müssten viele junge Leute akademische Laufbahnen ergreifen, er sehe aber auch die Kehrseite der Medaille: „Immerhin liegt die Zahl der Studienabbrecher im Bachelor-Studium laut Bildungsbericht 2013 der Bundesregierung bei 28 Prozent. Bei den Ingenieurwissenschaften, vor allem im Maschinenbau und in der Elektrotechnik, sei die Quote noch weitaus höher.“ Hier gebe es für das Handwerk viel Potenzial, gute Fachkräfte in einer verkürzten dualen Ausbildung zu gewinnen, denn der Studienabbruch sei in der Regel nicht durch fehlendes Leistungsvermögen verursacht, sondern liege vielmehr in der falschen Berufsentscheidung mangels echter Wahlmöglichkeiten begründet. Fabian Hüls bestätigt, dass er im Gymnasium nur kurze Kontakte mit dem Handwerk vermittelt bekam, „danach führte die ganze Ausrichtung stramm in Richtung Studium!“
2014 wird Fabian nach nur zwei Lehren Lehrzeit - statt der ansonsten üblichen drei Jahre - seine Gesellenprüfung ablegen und dann das Berufsziel Techniker angehen. Möglich wäre auch eine Meisterausbildung mit der Chance, sich selbstständig zu machen. „Die Meisterprüfung ist im Deutschen Qualifikationsrahmen ja mittlerweile dem Bachelor-Abschluss gleichgestellt worden“, betont Tischner.
Wilfried Grunendahl fordert, es müsse in der Öffentlichkeit deutlicher werden, dass die handwerkliche duale Ausbildung für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes genauso wichtig ist, wie eine akademische Laufbahn. „Wir brauchen beides“, meint er. „Und das Handwerk wiederum braucht Betriebe, die das nach draußen tragen,“ bekräftigt Tischner. Deshalb sei er Unternehmern wie Martin Engelbert auch sehr dankbar.

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