Wer ein ehrbares Handwerksunternehmen aufbauen möchte, der sollte die Regeln des heiligen Benedikts beherzigen. Das wurde während des Jahresempfangs der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH) deutlich. Die KH hatte Vertreter aus Politik, Gesellschaft, Behörden und Institutionen sowie der Kirche aus den Kreisen Steinfurt und Warendorf ins Landhotel Beverland in Ostbevern eingeladen. Der emeritierte Abt Stephan Schröer von der Abtei Königsmünster in Meschede sprach über „Anmerkungen zur Alltagskultur von Unternehmern“. Erfrischend und unterhaltsam führte der Kirchenmann auf, was Benediktinermönche und Handwerksunternehmer gleichermaßen befolgen sollten, um wirtschaftlich erfolgreich und sinnhaft tätig zu sein.
„Weise Mäßigung – das ist ein ganz zentrales Thema beim heiligen Benedikt“, erläuterte der Mönch. Maßlosigkeit bei der Arbeit, beim Geldverdienen, bei den eigenen Ansprüchen – das führe zum Ausbrennen. Altabt Stephan Schröer plädierte für Führungsgrundsätze in den Unternehmen, „wenn sie denn gelebt werden.“ Er rief zum umsichtigen Umgang mit Mitarbeitern auf, zum Mut, Entscheidungen zu treffen und zur Bereitschaft, sich auch als Führungskraft die nötige Muße im Leben zu gönnen. „Nehmen Sie sich Zeit für Hobbys, machen Sie etwas, das nichts mit Ihrer Arbeit zu tun hat“, appellierte er an seine Zuhörer. Denn nur, wer das Leben kenne, könne im Unternehmen gut führen. Anschaulich erläuterte der Altabt, was die Kurzform aller benediktinischen Regeln „ora et labore“ (bete und arbeite) bedeutet: „Das Beten ist alles, was mit Motivation zu tun hat, labora alles, was den Alltag betrifft. Ganz wichtig aber ist das Wörtchen ,und': beides ist nötig“, so der Benediktinermönch.
Die Bedeutung von Leitbildern unterstrich auch KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner. Er verwies auf die neugegründete KH Fachkräfteservice GmbH. „Als Personaldienstleister wollen wir etwas anders machen“, versprach Tischner mit Blick auf den zuweilen berüchtigten Umgang mit Mitarbeitern in der Branche. „Wir wollen Arbeit mit Wert anbieten“, so Tischner. Dazu gehöre der wertschätzende Umgang mit Mitarbeitern. Eine an Werten orientierte Zusammenarbeit pflege die KH auch mit den vielen Institutionen aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche, deren Vertreter zu Gast waren. Tischner bedankte sich für die vertrauensvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit. „Unterm Strich spielen wir alle in einem Sinfonie-Orchester: nicht für uns, sondern für die Menschen in unserer Region.“
Dass die Kreishandwerkerschaft mit vielen Beteiligten zum Wohle der Region an einem Strang zieht, bestätigte auch Regierungspräsident Professor Dr. Reinhard Klenke. Vom Handwerk gehe eine große Faszination aus. Eigenschaften wie Überschaubarkeit, Nähe zu Mitarbeitern und Kunden, Qualitätsbewusstsein, eine hohe Fachkompetenz der Führungskräfte sowie Bodenständigkeit bei gleichzeitiger Innovationsfähigkeit seien die Zutaten zum Erfolgsrezept des Handwerks. Angesichts aktueller Herausforderungen sicherte der Regierungspräsident den Handwerksunternehmen seine Unterstützung zu. Zum Beispiel im Ringen um den Erhalt des Meisterbriefes oder bei der Gewinnung von Fachkräften. Klenke gab sich zuversichtlich, dass die Unternehmen die Herausforderungen meistern: „Das Handwerk hat sich in allen Zeiten bewähren müssen.“
Dass eine gesunde Portion von Charakterstärke und Selbstbewusstsein helfen können, um Herausforderungen anzunehmen, bescheinigte Kreishandwerksmeisterin Erika Wahlbrink. Die den Münsterländern und Handwerkern zuweilen nachgesagte Dickköpfigkeit sei tatsächlich Charakterstärke. Wahlbrink: „Wir brauchen für unsere Unternehmen eine starke, beharrliche und selbstbewusste Region mit deren Vertretern und Institutionen.“ Aktuelle Beispiele einer gelingenden Zusammenarbeit der Akteure der Region seien die Anstrengungen zur Verbesserung der Energieeffizienz. Dabei gehe es nicht nur um Wirtschaftlichkeit und die Generierung von Unternehmensgewinnen. „Es geht um die Haltung des Handwerks als Wirtschaftsbereich bei der Zukunftsgestaltung und -sicherung der Menschen in dieser Region“, so die Kreishandwerksmeisterin.