Kommunen und Handwerksunternehmen sind traditionell wichtige Partner in vielen Fragen der lokalen und regionalen Entwicklung. Die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf hatte deshalb Innungsunternehmen aus Warendorf und den Ortsteilen zu einem Wirtschaftsgespräch mit Bürgermeister Axel Linke eingeladen, der von dem Leitenden Städtischen Baudirektor Peter Pesch und Torsten Krumme von der Wirtschaftsförderung begleitet wurde.
KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner freute sich über das rege Interesse aus der Handwerkerschaft, das auch durch die im Vorfeld eingereichten Fragen und gewünschten Themen zum Ausdruck kam.
Einer der Hauptpunkte, die die teilnehmenden Handwerksunternehmer ansprachen, war die Ausweisung von Flächen für Wohnbebauung und Gewerbe. Hinsichtlich neuer Wohngebiete konnten Bürgermeister und Baudirektor mit dem geplanten neuen Baugebiet am Milter Kreisel gute Nachrichten vermelden. Bürgermeister Axel Linke erklärte, dass die Stadt Warendorf leider in der Vergangenheit versäumt habe, ausreichend vorzusorgen. Nun müsse man durch Umlegungsverfahren entsprechende Flächen schaffen. Dies sei wesentlich aufwendiger. Markus Hinnüber von der Tischlerei Kreienbaum betonte die Notwendigkeit bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, damit man die von den Unternehmen benötigten Fachkräfte in Warendorf binden und neue gewinnen kann.
Die Frage nach der Ausweisung neuer Gewerbegebiete verknüpfte Linke mit der Realisierung der B 64n und der Ortsumgehung von Freckenhorst. Die Erfahrung habe gezeigt, dass durch solche Verkehrsveränderungen und -entwicklungen neue Strukturen und häufig auch neue Gewerbeansiedlungen entstünden. Auch eine andere „Straße“, nämlich die Datenautobahn, ist nach Meinung von Hauptgeschäftsführer Frank Tischner eine für die Entwicklung des Handwerks unabdingbare Voraussetzung.
Die verschiedenen Klagen der Unternehmer über den unzureichenden Ausbau des Glasfasernetzes in der Kernstadt Warendorf wurden von den Vertretern der Stadt mit Verständnis zur Kenntnis genommen. Der Bürgermeister erklärte, dass die Stadt aus rechtlichen Gründen nicht selbst den Ausbau in die Hand nehmen konnte, sondern dies privatwirtschaftlichen Unternehmen überlassen musste, die eigene Konzepte für die Breitbandversorgung entwickeln. Es sei sehr froh darüber, dass dank des Ausbaus durch die RWE-Tochter innogy Telnet und die Telekom bald jeder Haushalt und jedes Unternehmen auch in der Kernstadt über eine Bandbreite von mind. 50 MB/s im Download verfügen.
Lob seitens der Handwerksunternehmer gab es besonders für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bau- und Ordnungsamt. Maler- und Lackierermeister Georg Witte differenzierte deshalb auch zwischen dem ehrlichen Bemühen der Verwaltungsmitarbeiter und dem Formalismus und Bürokratismus der Behörde, die Unternehmen wie seines ständig ausbremsen. Hier sei die Handhabung von gesetzlichen Vorschriften und Verordnungen diskutabel. Baudirektor Peter Pesch erläuterte in diesem Zusammenhang auch die bereits getroffenen organisatorischen und personellen Maßnahmen des Bauamtes, Baugenehmigungen schneller bearbeiten zu können.
Doch nicht nur die Klassiker einer Handwerker-Kommunen-Beziehung wurden diskutiert. Die Nachfrage nach Kita-Plätzen in den Ferien und außerhalb der üblichen Betreuungszeiten war den teilnehmenden Unternehmerinnen und Unternehmer wichtig, denn auch dieses Angebot wird immer bedeutender, um Mitarbeiter zu binden. Bürgermeister Axel Linke zeigte sich gegenüber der Thematik sehr offen und sieht in Warendorf Nachholbedarf. Hauptgeschäftsführer Frank Tischner verwies auf das Projekt der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf in Rheine, in deren „kids.company“ Firmen Betreuungsplätze für die Kinder der Mitarbeiter buchen können.
Bürgermeister Axel Linke freute sich, mit den Unternehmen vor Ort direkt ins Gespräch kommen zu können. Sein Vorschlag, dieses Wirtschaftsgespräch zu einer regelmäßigen Veranstaltung werden zu lassen, fand vollumfänglichen Zuspruch. Ein weiteres Gespräch soll im Herbst dieses Jahres stattfinden.