Wissen aus dem Handwerk nützt auch der Industrie

Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf bietet Überbetriebliche Unterweisung für hunderte Lehrlinge an

Das Wort kommt nicht leicht über die Lippen. Was sich aber hinter den drei Buchstaben ÜLU verbirgt, wissen Auszubildende und Ausbildungsbetriebe vieler Branchen ganz genau. Was im Handwerk für alle ausbildenden Unternehmen Pflicht ist, wird auch von Betrieben aus der Industrie gern genutzt: die sogenannte Überbetriebliche Unterweisung für Auszubildende. Im Kreis Steinfurt ist die Kreishandwerkerschaft (KH) Steinfurt-Warendorf fester Partner der Handwerksbetriebe in Sachen ÜLU. Doch auch die Industrie weiß die Vorzüge der Lehrlingsunterweisung in den Ausbildungswerkstätten der KH Steinfurt-Warendorf zu schätzen.  

Im Rahmen der ÜLU besuchen Auszubildende aus elf verschiedenen Gewerken während ihrer Lehrzeit ein- bis mehrwöchige Lehrgänge in den Ausbildungswerkstätten der KH zu bestimmten Fachthemen. Während im ersten Ausbildungsjahr Grundlehrgänge angeboten werden, sind es in den folgenden Jahren Fachlehrgänge, die sich an den Anforderungen der jeweiligen Prüfungsordnungen orientieren. Unter Anleitung des zuständigen Ausbildungsmeisters eignen sich die Auszubildenden zusätzliches Wissen und Fertigkeiten an, die oftmals in den Lehrbetrieben aus verschiedenen Gründen nicht oder nicht vollständig vermittelt werden können. Allein im Metallhandwerk zum Beispiel haben im Juli dieses Jahres insgesamt 186 Auszubildende aus vier Ausbildungsjahren Lehrgänge unter dem Dach der KH Steinfurt-Warendorf durchlaufen.  

„Das hat seinen Sinn, ganz ohne Frage“, sagt Hermann-Josef Büscher, stellvertretender Obermeister der Innung Sanitär, Heizung, Klima und Klempnerei Steinfurt. Aktuell bildet sein Unternehmen in Mettingen fünf junge Menschen aus und stellt diese pflichtgemäß für die ÜLU-Lehrgänge frei. „Sie lernen in der ÜLU, was bei uns vielleicht zu kurz kommt und was auf der Baustelle vor Ort ein bisschen schwierig zu vermitteln ist“, sagt Hermann-Josef Büscher. Schließlich müssten in erster Linie die Kundenanforderungen erfüllt werden. Die Unterweisung von Auszubildenden müsse in den Betriebsalltag integriert werden. Da bliebe nicht immer ausreichend Raum für eine umfassende Vermittlung spezieller Kenntnisse und Fertigkeiten.  

Das weiß auch Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der KH Steinfurt-Warendorf. „Die ÜLU dient als Ergänzung der dualen Berufsausbildung in Handwerksbetrieben. Sie unterstützt und entlastet die Ausbildungsbetriebe in ihrer Ausbildungsarbeit, da sie Inhalte des Rahmenlehrplans eines Ausbildungsberufes vermittelt, die ein Betrieb aufgrund seiner Betriebs- und Auftragsstruktur, seiner personellen Besetzung oder technischen Ausstattung nicht oder nur mit großem Aufwand vermitteln kann“, sagt er. Auszubildende würden an das Handwerk herangeführt, ohne dass der Betriebsablauf gestört werde. „Gleiches gilt im Prinzip auch für die kleinen und mittleren Unternehmen der Industrie – mit dem Unterschied, dass im Handwerk die Teilnahme an der ÜLU verpflichtend ist, ganz unabhängig von einer Mitgliedschaft in einer Innung“, so Tischner.  

Auch das Industrieunternehmen meta-technik ® kunststoff KG mit Sitz in Hörstel entsendet seine Auszubildenden zum Zerspanungsmechaniker regelmäßig in die ÜLU der KH. „Da wir im Kunststoffbereich tätig sind, brauchen unsere Azubis Übungseinheiten im Metallbereich, die wir nicht vermitteln können. Es erleichtert nicht nur unsere Aufgaben, sondern es ist für unsere Auszubildenden sogar erforderlich, diese Kurse zu machen, da die Prüfungen im Bereich Metall abgelegt werden“, begründet Martin Elfert, für die Ausbildung zuständiger Abteilungsleiter des Unternehmens, diesen Schritt. Mit der Wahl des Bildungsträgers ist er zufrieden. „Ich kann die intensive Betreuung nur loben.“

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Ausbildungsmeister Michael Heitjan (r.) bespricht mit dem angehenden Feinwerkmechaniker Tim Brügge, wie das geplante Werkstück an der CNC-Maschine erstellt wird. Die Überbetrieblichen Unterweisungen erfolgen im Kreis Steinfurt in den KH-BildungsCentern in Rheine und Ibbenbüren.