„Mit Herz und Hand“ – wenn Richard Betz unter diesem Motto die Geschichte des Zimmermanns Paul Ballmer auf die Bühne bringt, ist der Titel Programm. Denn viel Herzblut ist dem Unternehmer anzumerken, wenn er über die Hintergründe seines Bühnenprogramms für junge Leute spricht. „Ich beobachte immer wieder, dass junge Leute die Chancen nicht sehen, die sich ihnen im Handwerk bieten“, sagt er. „Und ich habe viele junge Menschen erlebt, die im Handwerk ihren idealen Weg gefunden haben.“ Um jungen Menschen die Möglichkeiten des Handwerks vor Augen zu führen, hat die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf Richard Betz auf Schul-Bühnen in den Kreisen Steinfurt und Warendorf geholt.
In der Emmy-Noether-Schule in Neuenkirchen und der Sekundarschule Hassenbrock in Rheine-Mesum sowie im Kreis Warendorf in der Fritz-Winter-Gesamtschule in Ahlen und in der Sekundarschule in Sassenberg erklärte der studierte Architekt nun auf seine Weise, dass der Weg ins Handwerk oftmals auch in ein erfülltes Leben führt. Während er vor den Schülern als Zimmermann Paul Ballmer laut über sein Leben nachdenkt, von seiner bisher unbekannten leiblichen Tochter erfährt und ganz nebenbei eine stabile Brücke ohne Schrauben und Nägel baut, dann erfahren die Zuhörer viel von dem, worauf es im Leben wirklich ankommt. „Finde dich selbst heraus“ – so lautet sein wichtigster Rat an die Schülerschaft. Und das aus gutem Grund. „Junge Menschen haben heute immer weniger Möglichkeiten herauszufinden, was sie gut können und wirklich möchten“, sagt Richard Betz über das echte Leben.
Der Zimmerer-Meister hat sich selbst Zeit gelassen, seinen Wünschen nachzuspüren. Als Bauerssohn nutzte er die Chance, Abitur zu machen. Er studierte Architektur und arbeitete in der Branche, bis er mit 30 Jahren feststellte, dass etwas fehlte. Er absolvierte eine Zimmererlehre, schaffte die Meisterprüfung, ging auf Wanderschaft – und gründete seinen eigenen Betrieb. In den 30 Jahren seiner Unternehmerschaft hat er mehr als 20 junge Menschen ausgebildet. „Und da waren ganz schön schräge Typen darunter.“ Am Ende hätten selbst andernorts gescheiterte junge Menschen im Handwerk wirklich Fuß gefasst.
Genau das wünschen sich auch die gastgebenden Schulen für ihre Schützlinge und das Handwerk für seine Unternehmen. „Wir müssen immer wieder feststellen, dass die Schüler die Tendenz haben, nach Schulabschluss immer weiter zur Schule zu gehen – ohne dass sie wirklich wissen, was sie eigentlich wollen“, meint Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf. Mit dem Theaterstück möchte die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf den Jugendlichen Lust aufs Handwerk machen, und die Schulen haben diese Idee gerne aufgegriffen, weil viele der Schüler ihrer Meinung nach im Handwerk sehr gut aufgehoben wären.
Frank Tischner freut sich, mit dem Schauspiel einmal ungewöhnliche Zugänge zum Handwerk anbieten zu können. „Unser Ziel ist es, Lust auf eine Ausbildung im Handwerk zu machen“, sagt er. Dass Richard Betz bei den jungen Menschen ankommt, lässt sich aus den Gesichtern ablesen. Und als er sich am Ende Zeit nimmt, im Gespräch mit den Schülern dem Stück noch ein wenig nachzuspüren, da melden sich einige zu Wort. Richard Betz: „Die Schüler merken einfach, wenn man authentisch ist und auch meint, was man sagt.“ Dass er sein Handwerk liebt – keine Frage.